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Der kleine blinde Pekinese Leon erzählt Erlebnisse aus seinem täglichen Leben

 

                                                 

Mein Tagebuch ...

IV. Teil - Oktober 2003

 

1. Oktober 2003

 

Leider ging es mir heute Morgen auch nicht besser und deshalb fuhr Frauchen nach dem Frühstück sofort mit mir in die Tierklinik. Es war nicht mein Nacken. So genau wusste ich das gestern auch nicht, denn eigentlich tat mein ganzer Kopf wahnsinnig weh. Als Frauchen mir heute meine Augensalbe ins Auge geben wollte, schrie ich vor Schmerzen auf und da war es Frauchen und mir klar, es ist mein rechtes Auge. Der Tierarzt stellte fest, in meinem Auge haben sich viele  kleine Geschwüre gebildet und die verursachen meine Pein. Frauchen sagte bei meiner Untersuchung, es würde ihr schlecht werden und sie müsse sich setzen. Dann raffte sie sich doch auf und hielt mich ganz fest, machte aber vorsichtshalber ihre Augen zu.

 

Ja, und jetzt kommt der Hammer .... Morgenfrüh, um 9:00 Uhr, wird mein rechtes Auge entfernt. Ich meine, sehen konnte ich sowieso nichts damit, aber trotzdem hätte ich es gerne behalten. Frauchen ist ganz untröstlich, denn in diesem Jahr wurde bereits Bruno ein gutes Stück vom Schwanz entfernt, Cosima eine Zehe ihrer Pfote, mir jetzt ein Auge. Aber abgesehen von dem Geschnipsel an uns  wurde ich kurz nach meinem Einzug hier bereits an diesem Auge operiert, bekam Lissy den Magen ausgepumpt, Ricky's Nieren versagten, Paul's Nieren versagten ebenfalls und er ist an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben und Billy's Herz hat einen Tumor und es wurde ihm erst kürzlich, praktisch in letzter Sekunde, das Leben durch eine Punktion des Herzbeutels gerettet. Frauchen sagt, das vorige Jahr wäre auch nicht viel besser verlaufen.

 

Unser Einzeltraining heute Spätnachmittag hat Frauchen abgesagt, weil ich krank bin. Es regnete fürchterlich und insofern bin ich nicht traurig um die ausgefallene Übungsstunde.

 

So, liebes Tagebuch, ich hoffe alle, die mich mögen oder sogar lieb haben, drücken mir für meinen schweren Tag morgen die Daumen.

 

2. Oktober 2003

 

Meine Operation ist gut verlaufen, das Daumendrücken hat sich gelohnt.

 

Frauchen brachte mich am Morgen zur Tierklinik und dort wurde mir mein rechtes Vorderbein ein bisschen geschoren und dann piekste man mich. Alle meinten, ich sei sooooo tapfer, weil ich nicht einmal gezuckt oder mich gewehrt habe. Mein Frauchen sagte, ich sei ein wundervoller und traumhafter Hund. Erst als das Beruhigungsmittel, was noch vor der Narkose gespritzt wird, wirkte, begann ich zu weinen und ich wurde getröstet und von da an weiß ich nichts mehr.

 

Nachmittags kamen Herrchen und Frauchen, um mich abzuholen, da war ich schon wieder ganz wach. Allerdings gab es ein Problem, weil ich mich in der Narkose beschmutzt habe, was mir recht peinlich war. So wurde zu Hause als erstes mein Hinterteil in Ordnung gebracht.

 

Jedenfalls geht es mir jetzt bereits besser und die Schmerzen sind nicht mehr so stark, wie noch am Morgen. Und bald, wenn meine Haare am Kopf nachgewachsen sind, sieht man die Narbe gar nicht mehr.

 

3. Oktober 2003

 

Beim Aufwachen störte mich dieses blöde Ding, zu dem Frauchen "Hut" sagt, an meinem Kopf. Es ließ sich jedoch leider nicht erntfernen, allerdings bekomme ich durchaus meine rechte, hintere Pfote hinein, was ich natürlich nicht soll, damit ich mir die Naht nicht aufkratzen kann. Herrchen meinte nur, wie können die in der Tierklinik mir nur so einen kleinen Hut verpassen, der gar nicht seiner Bestimmung gerecht wird. Frauchen versicherte ihm, sie wolle auf mich aufpassen und entschwand zum Computer. Na ja, dafür blieb Herrchen halt bei mir und hielt ein Auge auf mich. Es war mir sowieso mehr nach schlafen und so konnte ich ja kaum Unfug anrichten.

 

Einen Spaziergang machten alle gemeinsam mit mir und ich wollte sogar mit Billy hinter dem Ball herwetzen. Das durfte ich nicht und deshalb blieb ich an der Leine. Obwohl ich frisch operiert bin, geht es mir doch schon viel besser, als vor zwei Tagen. Herrchen meinte sogar, ich könne morgen schon wieder mit zum Gruppentraining gehen, was Frauchen aber kategorisch ablehnt. Außerdem freut sich Billy schon darauf, der darf nämlich ersatzweise für mich einspringen, denn auch er liebt die große Wiese, auf der ich jeden 1. Samstag im Monat mit der Gruppe trainiere.

 

Diesen Tag habe ich verhältnismäßig gut herum bekommen. Frauchen meint, morgen wird es mir schon wieder ein wenig besser gehen und nächste Woche wäre ich bereits der alte. Sogar Ricky meckerte nicht einmal mit mir und ließ mich ziemlich in Ruhe.

 

4. Oktober 2003

 

Diese Nacht musste ich dringend mal in den Garten, um mich zu erleichtern. Herrchen opferte sich und ging mit mir runter. Nach dem Aufsuchen des Gartens, wieder im Bett, konnte ich nicht einschlafen, weil meine Wunde zwackte. Also versuchte ich mich, mit Erfolg, am operierten Auge mit der Hinterpfote zu kratzen. Das brachte aber Frauchen schnell auf den Plan, die hellwach wurde und nun darauf acht gab, dass ich dies strengstens unterließ. Ich schlief jedoch recht schnell ein und wurde erst am Morgen durch den Wecker wach.

 

Herrchen bekam seinen Kaffee, wir unser Frühstück und ab ging es zum Einkaufen und dann auf die große Wiese ins Neandertal. Dort durfte ich ohne Hut aber mit Leine laufen. Zuhause frühstückten Herrchen und Frauchen erst einmal und dann wäre ich schrecklich gerne mit zum Gruppentraining gefahren. Ich dachte, vielleicht nimmt Frauchen mich doch mit, wenn ich zur rechten Zeit parat stehe und so tue, als ob gar nichts sei. Nein, hat sie nicht. Wie angekündigt durfte Billy mitgehen, der sich natürlich freute.

 

Als er zurückkam, erschien er mir ziemlich kaputt zu sein, denn er verschwand gleich auf die Couch und schlief ein. Frauchen erzählte, Billy habe alle Übungen prima gemacht und sie sei ganz Stolz auf ihn. Später erfuhr ich von Billy, es habe ihm zwar gut gefallen, obwohl er zuerst erstaunt war, nach so langer Zeit Unterordnungsübungen machen zu müssen, jedoch sei es sehr anstrengend gewesen. Außerdem hätten recht viele jüngere Artgenossen an den Übungen teilgenommen und er sei diese Jugendlichen nicht mehr gewöhnt.

 

Es ist schon gut, nicht mitgegangen zu sein, denn ich fühle mich doch noch recht schlapp und Appetit besitze ich momentan auch keinen, was Frauchen bereits besorgt aufhorchen lässt. Bin froh, wenn ich erst mal im Bett liege und hier alle Lichter ausgehen, was für mich so viel heißt wie, es kehrt Ruhe ein, die nur noch durch diverse Schlafgeräusche (verursacht von vornehmlich Cosima und ...  -  das gebe ich nicht bekannt) gestört wird.

 

Ach so, einen neuen Hut bekam ich noch verpasst, denn meine Augenwunde ist ein wenig entzündet, nach einem weiteren, geglückten Kratzversuch.

 

5. Oktober 2003

 

Wirklich, es geht mir viel besser, und wenn ich Hundekuchen bekomme, fresse ich auch. Meine Wunde soll ebenfalls gut aussehen und nicht mehr so rot und geschwollen sein. Auf dem Spaziergang durfte ich allerdings  nicht mehr ohne Hut laufen, denn man traute mir nicht ... Es fällt mir aber auch sehr schwer, mich nicht zu kratzen, denn es piekst und juckt an der Narbe. Was soll's, ich komme recht gut zurecht mit dem blöden Ding. Frauchen meint sogar, ich stelle mich sehr intelligent an, weil ich wenig irgendwo gegenstoße und hervorragend die Treppen hoch und runter laufen kann. Nach ihren Erzählungen scheint hier noch kein Tier gelebt zu haben, was nicht früher oder später mit einem dieser verflixten Hüte rumlaufen musste. Ein Kater namens "Max" hat allerdings durchgedreht, berichtet Frauchen, und ist praktisch an die Decke gesprungen. Ihm wurde das Ding sofort entfernt und zu seinem Glück ging es dann auch ohne. Dagegen soll die Hündin "Wanda" so getan haben, als habe sie gar keinen Hut an. Sie raste, wie immer, völlig überdreht hinter ihrem Ball her und kümmerte sich einen feuchten Kehricht um das Teil an ihrem Kopf.

 

Frauchen kümmert sich dafür ganz viel um mich, und ich werde geknuddelt und kreuz und quer durch die Gegend getragen, damit ich besser vorwärts komme. Im Vertrauen, ich kann das alles  selbst, tu' aber so, als ob ich ihr Bemuttern brauche, damit sie glücklich ist.

 

Auch dieser Tag mit Hut ging um und es geht mir wirklich schon wieder recht gut.

 

6. Oktober 2003

 

Nach dem Gassigehen mit Lissy, Billy und Cosima fuhr Frauchen mit uns zur Tierklinik. Frauchen stellte mich der Tierärztin vor, die mich operierte, und die war sehr zufrieden mit dem Zustand meiner verheilenden Operationswunde. Natürlich benahm ich mich ganz brav und zuckte nicht einmal, als mir die Wunde mit einem feuchten Tuch gesäubert wurde.  Als wir aus der Klinik hinaustraten, nieselte der Regen auf uns herab, ein scheußliches Wetter heute.

 

Zuhause angekommen begrüßten uns Pici und Ricky. Frauchen stürzte sich sogleich in die Arbeit, denn in den drei Wochen, die Herrchen urlaubte und wir alle mitmachten, war ganz schön geschludert worden. Pici und Lissy vermissten Herrchen wohl, denn Frauchen meinte zu ihnen "He Leute, was seht Ihr so bedröppelt aus, Herrchen kommt  wieder und einer muss doch Euere Hundekuchen verdienen". Pici ist drei Wochen nicht von Herrchens Seite gewichen, deshalb konnte ich immer auf seinem Platz auf der Couch neben Frauchen sitzen. Lissy wollte ständig von Herrchen gekrault werden und ging nicht ohne ihn aus dem Haus. Tja, das kann mir nicht passieren, ich halte mich an Frauchen, das geht nur selten weg und nimmt mich meistens sogar noch mit.

 

Den ganzen Tag hat es draußen geregnet. Am Nachmittag sollte ich mal kurz in den Garten - ich weigerte mich, das Haus zu verlassen. Frauchen schleppte mich darauf hin die Treppen zum Garten hoch und bestand auf Erledigung meines Geschäftchens. Danach bin ich aber mit fliegendem Hut zurück zum Haus gewetzt und dann nix wie rein ...

 

Bis zur Schlafenszeit werde ich es mir auf der Couch gemütlich machen und mal sehen, ob ich das letzte Pipimachen schwänzen kann.

 

7. Oktober 2003

 

Auf dem Weg zu Frauchens Mutti legten wir einen Zwischenstopp ein, damit wir Hunde kurz austreten konnten und genau in diesem Augenblick begann es draußen zu schütten. Alle, außer mir, stiegen freiwillig aus. Frauchen zerrte mich aus dem Auto und zog mich von der Beifahrerseite zur Fahrerseite, in der Hoffnung, auch ich würde mal müssen. Sie bekam aber  Mitleid mit mir armen Hund im Regen und öffnete die Fahrertüre des Autos, um mich hineinzuheben. Im nächsten Augenblick hörte ich im Sausebrausschritt Lissy herannahen, die  sich Zutritt zum Auto verschaffen wollte. Halb hing sie wohl schon auf dem Fahrersitz, als Frauchen versuchte Lissy von ihrem Vorhaben abzuhalten. Aber Lissy, einmal in Aktion geraten, begann verbissen das Auto zu erklimmen. Dem Lärm nach zu urteilen, boten sich beide einen erbitterten Kampf um den Fahrersitz. Frauchen zog verzweifelt an Lissys Geschirr, um sie bloß nicht ins Auto zu lassen, denn wenn Lissy einmal drin ist, bekommt sie keiner da raus, zumal sie Regen gar nicht leiden kann. So ging das eine Weile, während ich im Regen stand, bis Frauchen wirklich sauer wurde und Lissy ihre Grenzen aufzeigte. Dann öffnete sie die hintere Wagentüre und Lissy sprang verzweifelt hinein. Erst dann hob mich Frauchen ins Auto und anschließend alle anderen, die erwartungsvoll auf Rettung aus dem Regen hofften.

 

Wieder zu Hause, stellte Frauchen erst einmal die Heizung an, denn es ist nicht nur nass sondern saukalt. Leider können wir nun nicht mehr so ohne weiteres durch die Küchentüre laufen, weil die in der kalten Jahreszeit immer wieder geschlossen wird, wenn jemand durchgeht. Als ich im Februar hier mein neues Zuhause fand, lernte ich bereits in den ersten Tagen, dass es ein Loch in der Wohnzimmerwand gibt, das ins Schlafzimmer führt. Durch dieses Loch passen nur Bruno, Fatima, Ricky, Cosima und ich. Pici fand dieses Loch nie, obwohl er immer hinter den Katzen her ist. Nur ich komme mit meinem Hut momentan nicht durch diesen Ein- und Ausschlupf, der ausgesprochen praktisch ist.

 

8. Oktober 2003

 

Dieser grässliche Hut geht mir auf den Keks. Meine Wunde beginnt zu jucken und ich würd' mich so gerne kratzen. Nur zum Fressen nimmt mir Frauchen den Hut ab, um ihn mir sofort, wenn ich fertig bin, wieder überzustülpen. Spazierengehen damit ist teilweise sehr anstrengend, denn ständig bleib ich irgendwo hängen.

 

Das Wetter ist grauselig geworden und bringt einen auf den Gedanken, gar nicht mehr aus dem Bett zu steigen. Frauchen meint zwar, es sei immer noch besser als die entsetzliche Hitze im Sommer, aber darüber kann man (frau/hund) ja getrennter Meinung sein.

 

Zum Training schleppte mich Frauchen, trotz heftigstem Regenfall, auch noch. Zum Glück kam es aber nicht zum Äußersten ... ich brauchte nicht zu trainieren. Mensch bzw. Hund, was war ich froh, wieder Daheim zu sein und auf der Couch zu liegen. 

 

9. Oktober 2003

 

Der Gassigang hätte schön sein können, wenn wir nicht alle, Lissy, Billy, Cosima, Frauchen und ich, im dickstem Schlamm versunken wären. Und war das nicht schon schlimm genug, so fielen Cosi und mich einige Kletten an und verfingen sich so richtig übel in unserem Fell. Frauchen murmelte ärgerlich vor sich hin "habe ich Euch nicht gesagt, Ihr sollt Euch fern von diesen bösartigen Sträuchern halten?", während sie die Dinger aus unser beider Fell herauswuselte. Cosima hatte sicherlich eine Chance, diesem Gewächs aus dem Weg zu gehen, aber ich ....

 

Pici und Ricky begrüßten uns freudig, als wir wieder nach Hause kamen. Ricky setzte gleich die ganze Wohnung unter Wasser; ich hörte Frauchen Papier von der Haushaltsrolle reißen und wusste, Ricky hat wieder zugeschlagen. Frauchen meint schon, sie würde eine ganze Fabrik für Haushaltsrollen mit unseren  Großeinkäufen finanzieren. Ricky sagt nichts, er handelt einfach - also, so etwas würde ich nie machen.

 

Morgen steht ein Besuch bei Frauchens Mutti auf dem Plan. Da geh ich mich doch gleich mal ausruhen, damit ich fit bin.

 

10. Oktober 2003

 

Besuch bei Frauchens Mutti erfolgreich abgeschlossen und viele Leckerchen kassiert. Wieder zu Hause startete Frauchen gleich zum Computer durch, um, wie sie sagt, eine Broschüre für einen Solinger Tierschutzverein zu erstellen. Natürlich blieb das obligatorische Gemurmel "warum geht das nicht" und "so ein sch....." nicht aus, aber es scheint doch noch geklappt zu haben. Herrchen und Frauchen fahren nämlich gleich nach Solingen zum Stammtisch dieses Tierschutzvereins > Tiere in Not Solingen e.V. < und ich darf mit. Bin mal gespannt, wer da alles ist und was für Hunde da sind.

 

Ansonsten war es ein fauler, langweiliger Tag bis jetzt - aber vielleicht ändert sich das ja noch ...

 

Und ich behielt recht, es wurde ganz spannend, denn außer mir waren noch drei andere Hunde da. Mit zwei von ihnen nahm ich Kontakt auf, leider trug ich aber meinen Hut und wurde am Tischbein festgebunden, deshalb konnte ich mich nicht frei entfalten. Ansonsten waren eine ganze Menge Leute da, die sich rege unterhielten, dem lauten Geplappere nach zu urteilen. Frauchen sollte ihr "Weihnachtsprojekt" vorstellen, was sie auch sogleich tat, denn sie richtet das diesjährige Weihnachtsfest für den Verein aus.

 

Natürlich haben alle mich wegen meiner Augenoperation bedauert und mir sogar ein Leckerchen geschenkt. Da bei mir nach einiger Zeit, gefesselt am Tischbein, mit Hut, Verdrossenheit aufkam, befreite ich mich aus meinem Geschirr .... und siehe da, automatisch mit dem Geschirr streifte sich mein ungeliebter Hut ebenfalls ab. Frauchen bemerkte erst meine neu gewonnene Freiheit, als ich mich auf den Weg machte, die Lokalität zu verlassen. Natürlich fing sie mich sofort ein und Geschirr und Hut fanden ihren angestammten Platz an meinem Body wieder.

 

Mir schien, Herrchen und Frauchen unterhielten sich gut und Frauchen meinte sogar, sie wolle nun doch mal wieder öfters an Treffen von Tierschutzfreunden teilnehmen. Klasse, vielleicht darf ich dann öfters mit, denn warum sonst soll ich ständig Begleithundeübungen machen?

 

Gäääähn .... Gott, bin ich müde. Morgen ist ein anstrengender Tag mit Gruppentraining und ich muss fit sein, deshalb falle ich jetzt sofort in mein Bettchen.

 

11. Oktober 2003

 

Ein neuer Tag - es gibt viel zu tun, packen wir es an ... Frauchen stahl sich aus dem Bett, sprang ins Bad, von dort in die Küche zur  Vorbereitung von  Herrchens Erwachen und riss sodann uns Hunde aus dem Tiefschlaf. Alle, außer Lissy und mir, trotteten hinter ihr her in den Garten. Wieder oben, verrichtete Ricky all das, wozu er gerade unten im Garten war, also hieß es für Frauchen "Pulleralarm". Nachdem wir gefrühstückt hatten und Herrchen, dank Kaffee, in der Lage war, sich in Form zu bringen, ging es, wie jeden Samstag, zum Einkaufen und dann endlich auf die große Wiese ins Neandertal. Ich  durfte frei laufen und mich, wenn auch mit Hut, austoben.

 

Überpünktlich erschienen Frauchen und ich (natürlich mit Hut) zum Hundeschul-Gruppentraining. Unser Trainer schien, wie immer, gut drauf zu sein und schickte uns kreuz und quer durch die Gegend. Mein Freund Hor-Pa nahm ebenfalls mit seinem Frauchen am Training teil, schien jedoch völlig triebgesteuert durch den Wind zu sein, denn kaum einer war vor seinen sexuellen Übergriffen sicher. Wie Ricky scheint er sich mehr für seine maskulinen Artgenossen zu interessieren. Tja, jedem sein Pläsierchen - die Geschmäcker sind halt verschieden. Jedenfalls meinte Frauchen, es sei unter diesen Umständen besser, wenn ich mich ins Auto lege, während sie mit den anderen noch ein Käffchen trinkt. Zum Ausruhen kam ich nicht, weil das Auto alle paar Minuten die Alarmanlage anschmiss und tutete. Frauchen bekam nach dem dritten Mal beinahe eine Krise, aber das war nicht das letzte Mal, das dumme Ding ging tatsächlich wieder los. Zum Schluß rangen Frauchen und eine andere Teilnehmerin dem Trainer das Versprechen ab, beim letzten Gruppentraining in diesem Jahr, Ende November, seinen  Hund mitzubringen. Frauchen sagt, es sei ein "Janosch"-Hund, den sie zu gerne kennenlernen möchte. Naja, warten wir ab, ob es klappt und wenn ja, wie er (der Trainer-Hund) so drauf ist.

 

Nachdem wir nach Hause kamen, fuhren Herrchen und Frauchen gleich noch einmal weg und ließen uns allein. Ich hoffe nicht, das wird bei den beiden zur Gewohnheit, denn keiner von uns will gerne alleine bleiben.

 

12. Oktober 2003

 

Herrchen sprang heute in aller Früh "ohne Kaffee!" aus dem Bett, weil ein Mensch namens Schumi im Fernsehen Autorennen fuhr. Als Frauchen endlich aus den Federn kam, hatte dieser Schumi anscheinend etwas vollbracht, über das sich Herrchen tierisch freute.

 

Frauchen kam dagegen nicht so recht in die Reihe und trödelte endlos lange herum, bis wir endlich unser Frühstück einnehmen konnten und zum Gassigehen aus dem Haus kamen. Ich hörte, wie sie auf der Wiese ihre Kamera auspackte und dann ging die wilde Knipserei wieder los.

 

 

Morgenfrüh haben Pici und ich Termin in der Tierklinik. Pici ahnt, glaube ich, noch nicht, was ihm blüht, nämlich eine Zahnsanierung unter Narkose und Frauchen will ihm danach an's Fell. Mittlerweile durfte ich mehrfach akustisch miterleben, was los ist, wenn Pici die Haare geschnitten werden. Zuerst ist er noch ein wenig lustig und Frauchen versucht, ihn bei Stimmung zu halten. Auf Dauer gelingt das aber nicht und irgendwann bekommt Pici schlechte Laune und versucht sich Frauchens Zugriff zu entziehen. Da pfeift ihm Frauchen aber etwas und dann geht der Tanz so richtig los. Boh, kann der wütend werden, Frauchen allerdings auch. Am Ende sind Pici's Haare zwar ab, aber die beiden mit den Nerven fertig. Mir werden endlich die Fäden gezogen und Frauchen hat versprochen, ich brauche nur noch bis spätestens Mittwoch den ollen Hund tragen.

 

Den ganzen Tag über versprühte Herrchen Festtagsstimmung  -  alles nur wegen dieses Schumi's!?? Bei Frauchen kann ich da allerdings nichts von Begeisterung feststellen, sie meinte nur im Laufe des Tages ... "Männer".

 

Die nächsten Tage müssen wir ohne Herrchen auskommen, der ist nämlich beruflich unterwegs. Der Koffer steht bereits gepackt und Pici ist schon traurig. Lissy, mit ihrem schlichten Gemüt, hat das noch gar nicht realisiert und wird sich wohl erst wundern, wenn er morgen Abend nicht heim kommt.

 

Jetzt bereite ich mich auf morgen vor und geh schon mal eine Runde vorschlafen, damit ich frisch und munter bin, wenn wir die Tierklinik aufsuchen.

 

13. Oktober 2003

 

Mein Hut ist ab!!! Als erstes bekam ich in der Tierklinik die Fäden gezogen. Wie jedes Mal beim Tierarzt konnte ich durch meinen Charme und meine unübertroffene Freundlichkeit alle Sympathien für mich gewinnen. Ich glaube, langsam werde ich eingebildet, denn alle Welt ist nur immer voll des Lobes für mich - das formt und, sagt Frauchen, macht größenwahnsinnig. Keine Sorge, ich bleib schon auf dem Teppich, genieße aber dieses Flair von Vollkommenheit und Güte (hihi).

 

Nach mir kam Pici an die Reihe. Allen Ernstes wollte man es bei ihm ohne Maulkorb versuchen, dem Frauchen jedoch sofort widersprach, denn aus Erzählungen weiß sogar ich schon, dass mit Pici beim Tierarzt nicht gut Kirschen essen ist. Kaum steckte Pici's Schnute im Mundschutz, hörte ich Frauchen sagen "na, das war ja wohl nix, Pici hat sich befreit". Also die gleiche Nummer noch einmal. Ja, und dann ging der Tanz auch schon los ... Man probierte, ihm Blut zu entnehmen, was Pici als persönlichen Angriff auf sein Leben ansah und zu ahnden versuchte. Aber das Arzt-/Helfer-Team setzte sich durch und Pici bekam gleichzeitig mit der Blutabnahme den Katheder gesetzt. Kenne ich alles, denn diese Tortur machte ich erst  vor eineinhalb Wochen selbst durch. Bevor Pici dann in Narkose versetzt werden sollte, warteten wir gemeinsam im Wartezimmer auf die Auswertung der Blutuntersuchung.

 

Nach einer Viertelstunde rief man Frauchen und Pici auf, woraufhin wir gemeinsam in den OP-Raum gingen. Mich band man doch tatsächlich an den OP-Tisch, damit ich nicht rumtigere, wie Frauchen sagt. Frauchen bat noch einmal darum, bei Pici in alle Öffnungen hineinzugucken und gegebenenfalls Ordnung zu schaffen, weil das bei ihm, ohne Narkose, fast unmöglich sei. Ist halt nicht jeder so cool wie ich. Als Pici nach kurzen Kampf schlief, entließen sie Frauchen und mich wieder in den Warteraum.

 

Weil es so langweilig war, haben Frauchen und ich rumgetobt; so ging die Wartezeit doch recht schnell um. Dann kam wohl der spannendste Teil, denn Frauchen hatte vor, Pici die Haare abzuschneiden, während er erwacht. Beim ersten Abschneiden einer Locke von Pici's Haar, hob dieser bereits den Kopf und bei der dritten biss er Frauchen in die Hand. Nachdem dann zwischendurch der Arzt und die Helfer Frauchen ein wenig Hilfestellung gaben und Pici behutsam festhielten, scheint, nach Angaben von Frauchen, etwas halbwegs Vernünftiges herausgekommen zu sein. Allerdings findet Frauchen, Pici sei doch recht klein, ohne sein dichtes und langes Fell, außerdem brauche er nun ein warmes Leibchen, wenn er das Haus verlässt.

 

Gegen Mittag trudelten wir zu Hause ein. Pici wurde auf die Couch gelegt und mit einer Decke warm eingemummelt. Als Frauchen mal kurz das Wohnzimmer verließ, konnte ich nicht umhin, zu testen, wie es sich in der warmen, molligen Decke liegt - also veranlasste ich Pici das Sofa zu verlassen und hinter Frauchen herzulaufen. Das kam natürlich schnurstracks mit "Picili" zurück und verbannte mich von der schönen, kuscheligen Decke und Pici wurde erneut zurecht gelegt.

 

Das war ein anstrengender Tag, aber ein glücklicher, denn ich bin den doofen Hut endlich los. Weil ich mich nicht an meiner Wunde gekratzt habe, durfte ich das Ding gleich aus lassen.

 

14. Oktober 2003

 

Wir haben ausgeschlafen, weil Herrchen nicht da ist. Frauchen trödelte wieder schrecklich lange herum, bis wir endlich Frühstück bekamen und aus dem Haus gegangen sind. Ohne den Hut tat es doppelt so gut, über die Wiese zu rasen, Billy zum Spielen aufzufordern und Lissy über den Haufen zu laufen.

 

Seit heute muss Pici zum Ausgehen ein Mäntelchen tragen, sagt Frauchen, denn mit dem kurzen Fell friert er. Nur gut, dass ich das nicht brauche. Einmal, als ich gerade hier eingezogen war, zog mir Frauchen einen Regenmantel von Ricky an, weil ich mich weigerte, den Garten bei Regen aufzusuchen. Nee, das ist  nichts für mich. Ich hörte Frauchen gleich sagen "klasse, die Mäntel von Ricky passen Leon wie angegossen, vielleicht braucht er sie eines Tages einmal". Das wüsste ich aber - niiiieeemals.

 

Bei Frauchens Mutti blieben wir über Mittag, fuhren dann heim und machten es uns zu Hause so richtig gemütlich. Seit einigen Tagen riecht es etwas merkwürdig in der Wohnung, ich glaube Frauchen nebelt uns mit irgendwelchen blumigen Düften ein. Mein Geschmack ginge eher zu Kuhdung oder ähnlichem hin.

 

15. Oktober 2003

 

Frauchen ist schon ganz kribbelig und wartet dringend auf eine anständige Herbstfärbung, von der sie dann Aufnahmen machen und zu ihrer Freundin nach Kanada schicken kann. Leider verstehe ich ja nun gar nichts davon, weil ich dieses "kleine Wunder der Natur", wie Frauchen es nennt, nicht sehen kann. Jedenfalls hörte ich Frauchen kürzlich von den Indian-Summer-Fotos aus Kanada schwärmen. Und der Clou ist, ihre Freundin wohnt, mit Mann und Husky, dort und sieht direkt aus dem Fenster auf diese Pracht > http://www.limberlost.vianet.ca/index.html <. Ich glaube, Frauchen würde da auch gerne mit uns allen leben, denn es ist mitten im Busch. Allerdings kommen auch schon mal Bären vorbei und dringen in die Hütten des Camps ein, und das gefällt Frauchen nun wieder überhaupt nicht. Also bleiben wir doch besser hier, auch wenn es im Herbst nicht ganz so schön ist.

 

Gegen Abend trafen wir unseren Hundeschullehrer, der gleich vorschlug, wir sollten doch noch einmal einen Testlauf mit mir wagen. Ihm und Frauchen habe ich etwas gehustet - Hundeschule? Nie gehört! Es war herrlich, die beiden gaben sich alle Mühe und ich gab mich blöd. Trotzdem hatten wir aber alle unseren Spaß. Leider hat der Trainer für den Rest des Jahres kaum noch Zeit für uns - schade, finde ich, denn ich habe mich doch tatsächlich an diesen Menschen gewöhnt und mag ihn. Ich gehe mal davon aus, dass es Frauchen ähnlich sieht. Aber wir haben ja noch ein paar mal Gruppentraining und ein Einzeltraining fällt eventuell doch noch für uns ab. Und bis zum nächsten Jahr, wenn es dann wieder losgeht, bin ich vielleicht perfekt - oder auch nicht (hihi).

 

16. Oktober 2003

 

Frauchen nahm tatsächlich ihre Kamera zum Spaziergang mit. Das hieß, endlos irgendwo angekettet warten, bis sie fertig mit knipsen ist. Die Skyline von Düsseldorf hat es ihr angetan, denn sie fotografiert sie am Morgen, am Mittag, am Abend - frage mich, wann sie uns aus dem Bett schmeißt, um auch noch ein Nachtfoto zu schießen. Aber mir schien die Sonne auf den Pelz und die Temperatur stimmte ebenfalls, also war die Warterei doch eigentlich gar nicht so schlimm, zumal es überall etwas zu erschnuppern gab.  Cosima und ich fingen uns reichlich Kletten ein. Ich konnte gar nicht mehr laufen, weil mein Schwanz feste mit einem meiner Beine verbunden wurde und das erheblich ziepte. Natürlich, Kommentar von Frauchen ... "ich hab' euch doch gesagt, ihr sollt den Sträuchern nicht zu nahe kommen, aber ihr könnt ja nicht hören". Das ist unfair, genauso könnte sie zu den blöden Kletten sagen "haltet euch von meinen Hunden fern, sonst gibt's was auf die Mütze". Also wirklich Frauchen ...

 

Nachdem ich dann noch über die große Wiese geflitzt bin, durfte ich mit Frauchen meine Übungen absolvieren. Ha, ich war echt klasse und Frauchen voll des Lobes. Danach musste ich mich allerdings dringend ausruhen und habe erst einmal mein Mittagsschläfchen gehalten. Den Rest des Tages vertrödelte ich mal hier und mal da.

 

17. Oktober 2003

 

Frauchen meint, heute war wieder ein Bilderbuch-Herbsttag. Leider kann ich das nicht so richtig nachvollziehen, bin ich schon froh, wenn es nicht regnet. Wenn ich Frauchen bei unserem Spaziergang schwärmen höre, wie schön alles rund um uns ist, dann bin ich versucht, ein wenig neidisch zu werden, weil ich all diese, von ihr gelobte Pracht, nicht sehen kann. Aber, dann tröste ich mich ganz schnell damit, dass ich phantastisch riechen und hören kann. Frauchen wäre dazu niemals in der Lage und auf dieses Können bin ich stolz.

 

Herrchen kam nachmittags von seiner Reise heim und schlug vor, wir sollten doch am Abend noch einmal ins Neandertal auf die große Wiese fahren und gucken, ob Frauchen nicht wieder einen schönen Sonnenuntergang mit der Kamera einfangen kann. Gegen 18.20 Uhr fuhren wir dann los und kamen rechtzeitig zum Sonnenuntergang dort an. Frauchen parkte gerade noch das Auto ein, schon wurde sie ganz zappelig, denn der Anblick, der sich ihr bot, soll toll gewesen sein. Kaum aus dem Auto gesprungen, fotografierte sie, was das Zeug hielt, denn Herrchen schien sie nicht von der Stelle bewegen zu können. Endlich gab sie Ruhe,  raste dann aber schon den Weg entlang, um eine Ecke weiter mit dem Geknipse fortzufahren.

 

Allerdings gab es ein Problem, an dieser Ecke standen nämlich Pferde, deren Geruch mir in die Nase stieg. Nun ist es so, ich weiß eigentlich nicht, ob ich diese Wesen leiden kann oder nicht, vorsichtshalber markiere ich den großen Zampalo, wie Frauchen sagt. Jedenfalls wurde ich sofort an die Leine genommen und wir gingen alle an den Pferden vorbei. Auf dem Rückweg wollte Frauchen unbedingt diese Gäule fotografieren, was mir wiederum nicht gefiel. Also fing ich an, die Klepper zu beschimpfen. Ach Gott, das tut hund natürlich nicht, also gab es sofort eine Gratisstunde "wie werde ich ein guter Hund". Boh, hab' ich mich aufgeregt ... Frauchen ließ mich tatsächlich absitzen, während eines der Pferde zu uns kam und sich von Frauchen, die neben mir hockte, damit ich ja nicht aufstehe, streicheln ließ. Sie flirtete mit ihm, was das Zeug hält und ich sollte ruhig bleiben und gehorchen. Ist mir nicht gelungen und Platz habe ich auch nicht gemacht. Herrchen hörte ich aus der Ferne Partei für mich ergreifen, half mir jedoch auch nicht viel weiter, denn Frauchen ist immer sehr konsequent. Nach einiger Zeit durfte ich dann den Platz des Geschehens verlassen - na ja, wenn ich ehrlich bin, wurde ich eher entfernt.

 

Trotzdem war es ein schöner Abendspaziergang - wir sind, denke ich, alle auf unsere Kosten gekommen. Nun kann ich getrost schlafen gehen und von großen, schniefenden Ungeheuern träumen ...

 

18. Oktober 2003

 

Weil Hundeschul-Gruppentraining anstand, dröhnte der Wecker zur nachtschlafenden Zeit. Da wir die letzten Tage immer ausschlafen durften, weil Herrchen beruflich unterwegs war, fiel uns das allen schwer. Der Ablauf folgte wie jeden Samstag und wir standen dann irgendwann auf der großen Wiese im Neandertal. Frauchen raste mit Billy und mir über die Wiese, die ziemlich nass war. Billy hat lange Beine, denn ich passe gut unter ihm durch, deshalb bekommt er gerade mal nasse Füsse, so wie Frauchen. Ich bekomme nasse Füße und einen nassen Bauch - eigentlich bin ich nass bis zu den Ohren. Trotzdem hat es Spaß gemacht. Bevor wir uns der Koppel mit den Pferden näherten und ich das begriff, hing ich an der Leine.  Frauchen schien jedoch nicht auf Konfrontationskurs mit mir gehen zu wollen, denn wir machten einen großen Bogen um die Einzäunung. Nachdem wir noch gute, alte Bekannte von Billy, Lissy, Ricky und Cosima trafen, die von Pici auf das Übelste beschimpft wurden, fuhren wir zum Frühstück von Herrchen und Frauchen nach Hause.

 

Mittags trafen Frauchen und ich dann pünktlich am Hunde-Gruppentrainings-Treffpunkt ein. Bei phantastischem Wetter, wie Frauchen sagte, machten wir unsere Übungen. Da ich der Meinung war, es wäre an der Zeit, Frauchen mal wieder bei Laune zu halten, benahm ich mich durchaus vorschriftsmäßig und legte ein klasse Training hin.

 

Nun bin ich ausgesprochen müde und ausgepowert. Lege mich, bis es Fressen gibt, auf's Ohr und relaxe ein wenig.

 

Mein Futter schmeckte heute hervorragend und ich fraß es alleine auf. Wenn es mir nicht gut schmeckt, lasse ich mich von Frauchen füttern. Das ist ausgesprochen praktisch und macht Laune. Cosima wird grundsätzlich gefüttert, denn sie soll beim Fressen einen gestreckten Hals machen, weil in der Speiseröhre ein leichter Knick ist, der dadurch ausgeglichen wird. Frauchen sagt, Cosi bekommt sonst ihre Erstickungsanfälle und das lässt sich durch das Füttern vermeiden.

 

Irgendwie scheine ich neuerdings auf männliche Hunde erotisierend zu wirken ... Nicht nur Hor-Pa machte mir beim Training unentwegt Avancen,   n e i n ..., nun fängt Pici ebenfalls damit an. Ständig knutscht er an mir rum, gibt mir Küsschen hier, gibt mir Küssen da. Was soll ich bloß davon halten?

 

Ich denke, ich geh' pennen, für heute ist sowieso nix mehr los ....

 

19. Oktober 2003

 

Wir haben alle bis in die Puppen geschlafen. Irgendwann erwachte aber Ricky und musste mal dringend nach draußen. Was er da getan hat, sagt Frauchen, frage sie sich ernsthaft, denn sein wahres Geschäft erledigte er dann doch wieder im Wohnzimmer. Frauchen scheint es mit Fassung zu tragen, warnt uns aber, auf die gleiche Idee zu kommen.

 

Vor dem Gassigehen gab es das Highlight des Tages ... Billy und ich haben ganz lange und ausgiebig miteinander gespielt. Ich bin ja so glücklich, endlich akzeptiert mich Billy als seinen Freund.

 

Beim Spazierengehen war Frauchen knatschig, denn sie ließ die Kamera zu Hause, dabei herrschte wieder ein Bombenwetter, was nur so zum Fotografieren geschaffen war. Sogar Ricky ließ sich dazu breitschlagen, einen etwas längeren Weg zu laufen, ohne schlapp zu machen.

 

Nachdem gestern Billy mit Haare kämmen dran war und Frauchen danach feststellte, wie schlank Billy geworden sei, versuchte sie den Trick heute mit Lissy. Jedoch schien Lissy's Umfang sich nicht zu verkleinern, den Äußerungen von Frauchen nach zu schließen, aber sie soll phantastisch aussehen. Nur, Lissy war anschließend beleidigt und rettete sich vor weiteren Übergriffen von Frauchen auf die Couch. Ich musste auch noch kurz dran glauben, fand es aber gar nicht so schlimm, denn eigentlich macht Haare kämmen doch Spaß.

 

Billy lag schon eine Weile im Korb, als es mir in den Sinn kam, mich zu ihm zu legen und ein bisschen zu kuscheln. Also hüpfte ich hinein. Billy empfand das wohl auch als gute Idee und wir schliefen eine ganze Zeit gemeinsam im Korb.

 

Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende und ich bin mächtig geschafft. Diese Nacht träume ich bestimmt was Schönes.

 

20. Oktober 2003

 

Cosima blieb unfreiwillig mit Ricky zu Hause, während wir anderen loszogen. Es war mächtig kühl, denn Frauchen kramte lautstark im Auto nach ihren Handschuhen, die sich verflüchtigt hatten. Nach kurzer, intensiver Suche fand sie selbige. Weder ein anderer Mensch noch ein Hund war unterwegs. Wir schlossen also ungestört unsere Runde ab.

 

Als wir wieder Zuhause vor dem Haus ankamen, trafen wir die Nachbarin. Und tatsächlich, wie schon von Herrchen und Frauchen vermutet,  haben wir einen Neuzugang zu vermelden. Ein Husky-Schäfer-Mix namens Balduin, der, wie ich aus dem Gespräch von Frauchen und Nachbarin erfuhr, angeschafft wurde, weil vermutlich jemand ins Haus der Nachbarn einbrechen wollte.

 

Habe ich schon erwähnt, dass ich Kartons lieeebe? Genau wie Frauchen. Das häuft nämlich alle möglichen Kartons an, zum Leidwesen von Herrchen, um sie irgendwann einmal zu benutzen (was nie passiert).  Also, Frauchen sammelt und ich eliminiere (im Sinne von Herrchen). Es gibt nichts schöneres als Kartons zu zerkleinern, gegebenenfalls noch auf ihnen zu sitzen.

 

 

Pici hat sein Herz für mich entdeckt. Um ehrlich zu sein, irgendwie geht er mir schon ein wenig auf den Geist, denn er gibt keine Ruhe und will unbedingt mit mir spielen. Aus Erfahrung weiß ich aber, wenn ich mit ihm spielen will, ziert er sich wie eine Jungfrau. Also verfolge ich die Strategie ... "nur nichts merken lassen". Herrchen und Frauchen sorgen sich bereits um Pici's Wohlergehen und fürchten, er könne einen seelischen Schaden nehmen, nur, weil ich alles mit mir machen lasse, aber nicht auf ihn eingehe. Liebe Leute, geht's euch noch gut? Pici hat bereits einen Schaden, und zwar einen Dachschaden, er denkt nämlich, er sei der größte, stärkste und mutigste Hund, den Düsseldorf je gesehen hat. Ich mag Pici, sonst dürfte er nicht stundenlang an mir pappen, aber macht mich nicht dafür verantwortlich, was ihr selbst verbrockt habt. Und vielleicht überlege ich es mir ja noch und werde irgendwann doch noch mit "Picilein" spielen.

 

So, nun bin ich müde und werde es mir noch eine Runde vor dem Fernsehen bequem machen.

 

21. Oktober 2003

 

Nach dem Frühstück fuhren wir zu Frauchens Mutti. Da es der nicht besonders gut ging, wie mir schien, blieben wir über Mittag. Frauchen sagt, ihre Mutter könne nicht mehr laufen und litte unter starken Schmerzen. Was Schmerzen sind, habe ich ja schon am eigenen Leib erleben dürfen. Die Arme, hoffentlich kann ihr, genauso wie mir, geholfen werden.

 

Nachmittags werkte Frauchen mit viel Papier herum und die Küche ist irgendwie kleiner geworden. Was das wieder soll?

 

Abends tobte Pici sich wieder auf mir aus. Dieses Interesse an mir ist schon fast unheimlich. Apropos unheimlich, irgendetwas, was sich Halloween nennt, findet Ende Oktober statt. Das soll etwas sein, dass gespensterhaft ist und mit Geistern zu tun hat. Wahrscheinlich wird nur wieder viel über Spuk und so geredet und nichts passiert, genau wie im Sommer, als wir im Garten schliefen. Sicherheitshalber werde ich mich aber mal ganz unter meiner Decke verkriechen, wenn ich gleich schlafen gehe.

 

22. Oktober 2003

 

Kein Gespenst, nur Bruno und Fatima, die hin und wieder durch das Schlafzimmer tigerten.

 

Auch heute ließ sich Ricky überreden, ein bisschen weiter mit spazierenzugehen. Frauchen will sogar in der nächsten Zeit mal versuchen, wieder eine richtige Wanderung mit Ricky zu machen. Ich lass mich überraschen, ob der alte Knochen das mitmacht.

 

Pici gibt keine Ruhe. Nachmittags ging das Spielchen wieder los. Als er irgendwann auf mir stand und an meinem Fell kratzte, gab ich ihm aber doch einmal zu verstehen "He Alter, du gehst entschieden zu weit und verletzt meine Privatsphäre". Sofort zog sich Pici in sein Schnecken- häuschen zurück - der Junge ist aber auch pingelig und empfindlich. So richtig ernst habe ich das gar nicht gemeint.

Werde noch ein wenig vor mich hinträumen, bevor wir alle schlafen gehen. Mal sehen, eventuell passiert ja diese Nacht etwas ...

 

23. Oktober 2003

 

Frauchen kam gar nicht aus dem Bett, denn es war ihr zu kalt zum Aufstehen. Als sie endlich die Bettdecke aufschlug, hörte ich sie lauthals bibbern. "Im Bad ist der Heizkörper ausgefallen" jammerte sie und stellte sich dann doch ihrem ach so harten Schicksal. Gut, ich gebe zu, ich habe gut reden, denn mit meinem Pelz wird es mich so schnell nicht umhauen, wenn die Heizung im Bad kaputt ist. Pici ist auch so eine Frierhippe, denn ihm zieht Frauchen jedesmal, sogar, wenn er nur in den Garten geht, ein Wämschen an. Das Geschlottere von Frauchen zog sich dann auch noch auf unserer Gassirunde fort und endete erst, als sie nach dem Nachhausekommen im Wohnzimmer zusätzlich zur Heizung noch ein Heizöfchen aufstellte. Gott, war das heiß in der Wohnung.

 

Abends besuchten wir das Frauchen von Sandy und Susi aus der Hundeschule, leider waren die beiden Mädels aber nicht da. Kaum dort angekommen, ließen Herrchen und Frauchen mich im Wohnzimmer zurück und entschwanden. Dummerweise verfing ich mich mit dem Leinenende an der Türe zur Küche und konnte deshalb nicht erkunden, wohin sie mir abhanden kamen. Es dauerte und dauerte und dann hörte ich Frauchen schwärmen "Nein, sind die Kätzchen putzelig! Am liebsten würde ich alle mitnehmen. Und erst die Katzenmama, ist die süß.". Herrchen sagte nichts dergleichen und meinte nur, wir seien zu Hause ja wohl schon genug. Als alle im Wohnzimmer saßen, erkundete ich jede Ecke und fand in der einen Ecke ein kuscheliges Etwas, auf das ich bestens drauf passte. Ich hatte keine Ahnung, was es war, bis Frauchen sagte, es sei ein auf dem Rücken liegender Plüschbär. Sogar einen Kauknochen fand ich, den ich mitnehmen durfte - leider vergaß ich ihn dann aber. Unter der Treppe nach oben, die ich nicht erklimmen durfte, fand sich noch ein kuscheliges Kissen, was auch nach Sandy und Susi roch. Nachdem wir wieder zu Hause angekommen waren, bin ich sogleich in mein Bettchen gefallen, denn die vielen Eindrücke machten mich ganz schläfrig. Böse Zungen behaupten, ich sei ein "Müdhund", dabei gibt es so was gar nicht. Das sind nämlich Müdmänner und gehören der "Spezies" Mensch an.

 

24. Oktober 2003

 

Nachdem wir erst einmal alleine Zuhause bleiben mussten, weil Frauchen einkaufen war, fuhren wir endlich los und gingen alle zusammen eine Runde spazieren. Danach stand der Besuch von Frauchens Mutti auf dem Plan. Der scheint es immer noch nicht besser zu gehen, denn sie lag im Bett. Lissy nutzte die Situation schamlos aus und riss Frauchens Mutti die Leckerchen, die sie verteilte, einfach aus den Händen und biss ihr dabei gnadenlos in die Finger. Als ob es die arme Frau nicht schon schwer genug hätte. Zuvor soll Lissy sogar in ihr Bett gesprungen sein, das haben Frauchen und ich aber nicht mitbekommen, weil wir noch kurz im Garten waren.

 

Mittags, als wir heimfuhren, sagte Frauchen plötzlich "Oh nein!!!! Es schneit!". Ich weiß, dass sich Frauchen in die Hose macht (hihi), wenn es schneit und sie Auto fahren muss. Wir kamen aber alle heil an und es hörte dann wieder auf zu schneien.

 

Als wir am Nachmittag unser Fressen bekamen, lachte sich Frauchen plötzlich kaputt. Was war jetzt wieder los? Frauchen lachte über Cosima, deren Ohren sie mit einem Gummi zusammengebunden hatte, damit diese nicht im Fressen hängen. Nun ist Cosima unser Negerbaby, denn Frauchen meint, es fehle ihr nur noch ein Knochen im Haar.

 

Frauchen benutzt neuerdings so ein merkwürdiges Ding, was sich Massier-Roller nennt. Einsame Spitze, wenn sie das Gerät über meinen Rücken, Kopf oder Bauch rollt. Eigentlich ist es für Menschen gedacht, wir Hunde, Pici und Cosima kamen auch schon in den Genuss des Rollers, finden es toll und genießen die Massage. Mal sehen, vielleicht bekomme ich ja noch eine, bevor ich schlafen gehe ...

 

25. Oktober 2003

 

Ein trister und langweiliger Tag. Nachdem wir Gassi waren, sind Frauchen und Herrchen weggefahren und haben uns volle 3 Stunden alleine gelassen. Als sie wiederkamen war es schon Futterzeit und danach hat Frauchen wieder mit viel Papier herumgeraschelt. Ich weiß jetzt auch, was sie macht ... Sie packt Tombola-Gewinne für die Weihnachtsfeier vom Tierschutzverein "Tiere in Not Solingen" ein. Überall in der Küche steht mir etwas im Weg, was dort sonst nicht steht.

 

Obwohl ich den ganzen Tag vertrödelt habe, bin ich schläfrig und werde bald zu Bett gehen.  Hoffentlich ist morgen ein bisschen mehr los ...

 

26. Oktober 2003

 

War der gestrige Tag schon trist, so übertrifft dieser alles. Etwas Gutes hatte der Tag aber, wir konnten alle eine Stunde länger schlafen, denn, wie Herrchen gestern Abend ankündigte, wurden in der Nacht die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Nur Cosima schien dies nicht mitbekommen zu haben, denn sie schmiss Frauchen nicht nur mitten in der Nacht raus, weil sie in den Garten musste, sondern am Morgen gleich noch einmal, da sie der Meinung war, es sei nun Zeit zum Aufstehen. Frauchen hustete ihr aber etwas, denn nachdem sie Cosi ein zweites Mal nach draußen brachte, legte sie sich gleich danach noch einmal auf's Ohr. Auch Ricky war den ganzen Tag der Meinung, es sei Wetter für sein Körbchen. Zu einem Spaziergang konnte Frauchen ihn überreden, allerdings nur zu einem kurzen.

 

Wie nicht anders erwartet, verbrachte Frauchen wieder Stunden am Computer. Sie meinte allerdings, dies sei sinnvoller, als in seinem Körbchen zu liegen und nichts zu tun. Oh Frauchen, sag das nicht, ich sinniere in der Horizontalen über den Sinn des Lebens nach und komme zumeist zu dem Schluss - ES IST HERRLICH ZU LEBEN UND SEINE LEUTE FÜR ALLES ZU HABEN ...

 

Nachdem Pici bereits in den Genuss einer Massage mit Roller gekommen ist, werde ich mich nun auch mal  in Erinnerung bringen und auf eine Massage hoffen, bevor ich mich in mein Bett verkrümel.

 

27. Oktober 2003

 

Frauchen sagt, Pici sei heute vor vier Jahren in ihr Leben und das von Herrchen, Billy, Fatima und Bruno getreten. Für Billy und die beiden Katzen nicht unbedingt ein glücklicher Tag ... Pici versucht ständig Billy Angst zu machen und ihn zu ärgern. Ich höre oft, wie Pici Billy anpöbelt und versucht, ihm in die Haxen zu beißen. Billy hat schon oft aufgeschrieen und ist in panischer Angst vor ihm weggelaufen. Als ich hier einzog, fürchtete sich Billy auch vor mir. Jetzt weiß Billy, dass ich nur mit ihm spielen will und ihn tierisch lieb habe. Seit Tagen fordere ich Billy noch vor dem Gassigehen zu einem Spielchen auf und er traut sich endlich mit mir rumzutoben. Mehrfach bemerkte ich Frauchen, die uns beobachtet und anspornt, auf der Couch sitzen und hörte, wie sie sich darüber freut, wie glücklich wir beide sind, wenn wir zärtlich miteinander spielen.

 

Frauchen sorgt sich um Billy, der seit dem Wochenende hustet. Sie meint, es könne gut sein, dass der Tumor das Herz weiter geschädigt hat. Einen stinknormalen Husten kann Billy nicht haben, denn er hustet nur morgens und wenn er sich aufregt, was auf eine Herzerkrankung schließen lässt. Ausgerechnet jetzt ist unser Tierarzt nicht in der Klinik und einen anderen Arzt will Frauchen nicht an unseren Billy heranlassen. Zu tief sitzt noch der Ärger und das Entsetzen über die falsche Diagnose, die besagte, Billy habe eine Zahnfleischentzündung, während Billy's Herzbeutel voller Blut war und Billy daran beinahe verstarb. Ich kann Frauchen verstehen und will auch nicht, dass unserem Billy etwas passiert oder aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit angetan wird.

 

Ich bin so müde, will aber trotzdem noch mal kurz gucken, was im Wohnzimmer los ist, vielleicht findet sich noch jemand, der mir eine Massage verpasst oder mein Bäuchlein krault ...

 

28. Oktober 2003

 

Die Nummer, die Frauchen heute Morgen wieder abzog, war einsame Spitze ... Sie war gerade dabei Kaffee aufzuschütten und Herrchen lag noch im Bett, als ein Schrei "NEEEEEIIIIIIN!!" von ihr durch das Haus hallte und mich vor Schreck auffahren ließ. Herrchen hörte ich mit einem Satz aus dem Bett springen und in die Küche laufen, während Frauchen anscheinend den Küchenschrank erklomm und dabei immer wieder sagte (eher wimmerte) "nein, Fatima - lass das Fatima - neeeiiiinnn - iiiiiiiiiiiiiiijjjjjjjjjjjjjjj - eine dicke Spinne - Hiiiiiiiiiiiiilfe!" Gottlob kam Herrchen explosionsartig in die Küche geschossen, während Frauchen todesmutig vom Schrank sprang, um ihm ein Glas zum Einfangen der Spinne zu reichen. Sofort hörte ich sie wieder auf das Küchenmöbel klettern, um sich ja in Sicherheit zu bringen. Fatima ließ von der Spinne ab und Herrchen konnte das "Untier" ohne Probleme aus dem Haus entfernen. Frauchen beschuldigte sodann Fatima, die Spinne mitgebracht zu haben, Herrchen meinte allerdings, die Spinnen kämen jetzt halt ins Haus, weil es dort warm sei. Worauf Frauchen sofort beschloss die Heizung abzudrehen. Zum Glück konnte Herrchen Frauchen besänftigen und so müssen wir nun doch nicht frieren.

 

Frauchen ist mit uns allen zusammen spazieren gegangen, deshalb fiel das Gassigehen heute nicht besonders groß aus. Schade, denn es herrschte tolles Wetter und die Sonne schien mir auf mein Fell. Allerdings war es trotz Sonne recht kalt, was mir aber gar nichts ausmacht. Ich bin nicht so eine Frostbeule, wie so manche Leute und Hunde, die ich kenne.

 

Auch der Tag ging so schnell um, dabei weiß ich gar nicht, wo die Stunden geblieben sind. Ich hatte gerade mal ein Schläfchen auf dem Teppich im Wohnzimmer, in meinem Bettchen im Schlafzimmer, im Büro, während Frauchen am Computer schrieb und ein ganz kurzes auf der Treppe im Treppenhaus abgehalten, als Herrchen schon wieder vom Büro nach Hause kam. Peng! - Ist der Tag gelaufen ... Und bevor ich mich endlich zur Ruhe begebe, werde ich noch eine Runde vor dem Fernseher  dösen.

 

29. Oktober 2003

 

Endlich ging Frauchen heute mal wieder etwas länger mit uns spazieren, allerdings kamen nur Billy, Lissy, Pici und ich mit. Ein kleines Stückchen durfte ich frei laufen, Frauchen hielt sich aber dran, unentwegt zu rufen "Leon halt - Leon hier her - Leooooon - Leon steh" , so dass ich eigentlich froh war, als sie mich wieder anseilte, denn das nervt. Irgendwie hat sie kein wahres Vertrauen zu mir, wenn sie mich abgeleint hat. Kann ich gar nicht verstehen, letztendlich bin ich immer wiedergekommen.

 

Neuerdings entdeckte ich meine Liebe zum Buddeln wieder, sehr zum Missfallen von Frauchen. Bekomme ich Gelegenheit, mich kurz im Garten aufzuhalten, führt mich mein Weg schnurstracks zum Pavillon, den ich mir vorgenommen habe zu untergraben. Sie stößt die schlimmsten Drohungen gegen mich aus, wie "wenn ich Dich beim Graben erwische, gibt es lange Ohren" oder "ich haue Dir die Hucke voll, wenn Du ein Loch machst". Tatsache aber ist, sie tut mir gar nichts und schimpft nur so ein bisschen, packt mich, nimmt mich auf den Arm, schwingt mich durch die Luft und droht mir auf's Neue. Wunderbar - Warum sollte ich da meine Leidenschaft zum Landschaftsbau aufgeben?

 

30. Oktober 2003

 

Bei Nacht und Nebel schmiss  Pici Frauchen am frühen Morgen aus dem Bett, weil er mal piseln musste. Frauchen meinte, es lohne sich nicht, noch einmal ins Bett zu steigen, also standen wir alle auf; bis auf Herrchen natürlich, der seinen Schönheitsschlaf braucht.

 

Frauchen sagt, ich sei doof, nur weil ich mir kein Futter stibitze, wenn wir zwei auf den Speicher gehen und die Vorrats-Dosen mit Futter nachfüllen. Jedesmal stellt sie mir die gefüllten Dosen vor die Nase und sagt, Leon nimm dir doch was. Nee, warum? Ist doch nur normales Futter, was ich sowieso bekomme, da musst du mir schon was Exquisiteres  anbieten, liebes Frauchen - und deshalb bin ich auch nicht gleich blöd, nur weil ich keine Lust auf langweiliges Futter habe. Ich bin sicher, Frauchen meint in Wirklichkeit, ich sei viel zu bescheiden, um etwas zu  nehmen.  Hihi - Pustekuchen! Vielleicht sollte sie es mal mit Kaustäbchen oder dergleichen ausprobieren, dann weiß sie, dass ich keinesfalls doof bin.

 

Das Wetter ließ sehr zu wünschen übrig und ich wurde am Nachmittag im Garten sogar nass.  Irgendwie wünsche ich mir den Sommer zurück. Zugegeben, es war eklig heiß aber wir haben auch alle schöne Stunden im Garten verbracht. Wenn ich da an den Swimmingpool, den wir nur zweimal benutzt haben, denke oder an das Geschrei von Frauchen, als der Wasserschlauch abgesprungen ist ..., und die Nacht im Freien .... Gut, Frauchen springt auch in der Wohnung noch auf die Möbel, wenn eine Spinne reinkommt, aber trotzdem, es ist nicht dasselbe. Da sieht man/hund mal wieder, es hat alles seine zwei Seiten. Bin mal gespannt auf die Weihnachtszeit, ob da endlich wieder etwas passiert, denn Frauchen schwärmt immer davon.

 

Vom ganzen Nichtstun bin ich echt müde geworden; alt werde ich heute nicht, außerdem will ich morgen frisch sein, denn wir besuchen Frauchens Mutti, die immer noch krank sein soll.

 

31. Oktober 2003

 

Wie angekündigt, besuchten wir Frauchens Mutti, die immer noch nicht aufstehen kann. Zum Glück versuchte Lissy aber nicht wieder, in das Krankenbett zu steigen, sondern begnügte sich mit einem Plätzchen unter dem Küchentisch. Irgendwann klingelte es und eine Frau erschien, um sich im Garten nützlich zu machen. Bevor sie das aber tat, wirbelte sie mich durch die Luft und meinte, ich sei ein ganz Süßer. Ja, ich gebe zu, ich fühlte mich geschmeichelt und schäkerte mit ihr hemmungslos.

 

In der letzten Zeit hörte ich öfters fremde Hunde bei uns im Wohnzimmer. Ich dachte schon, ich habe Halluzinationen, denn die Versuche, den jeweiligen Eindringling zu stellen, blieben ohne jeglichen Erfolg.  Frauchen erklärte mir, das Bellen und all die anderen hundeähnlichen Geräusche kämen aus dem Fernseher. Ach so; das ist mir jetzt aber etwas peinlich ...

 

Überall soll es heute Halloween-Partys geben - bloß bei uns nicht. Schade, denn ich bin immer noch auf der Suche nach einem richtigen Gespenst. Hin und wieder heult Lissy ja nachts ganz entsetzlich, aber daran sind wir mittlerweile alle gewöhnt. Frauchen sagt, sie habe sich beim ersten Mal, als Lissy nachts loslegte, entsetzlich erschrocken und eine wahnsinnige Gänsehaut bekommen, zusätzlich hätten sich ihre Nackenhaare aufgestellt und sie habe geradezu schreckliche Angst verspürt. Auch die nächsten Heuler, die Lissy loslies, lösten pures Entsetzen in Frauchen aus. Ich glaube, Lissy hat Frauchen überhaupt die erste Zeit, als sie hier heimisch wurde, so manches Mal aus der Fassung gebracht. Mit mir ist ihr das angeblich nicht passiert - wie auch, ich bin ja schließlich ein Schatz.

 

Diese Nacht träume ich bestimmt von Geistern, obwohl, so richtig wissen, wie die Dinger aussehen, tue ich nicht. Und meine Geister sind bestimmt ganz lieb und lustig.

 

 

 

 

 

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