Letztes Update 18.08.2007

 

27. Oktober 1999

 

Pici erzählt ...

 

Hallo, ich bin Pici und diese Website soll ganz mir und meinen Freunden vorbehalten sein.

 

Ja, ich bin behindert – allerdings frage ich mich inwiefern ......

 

-    ich kann hören und riechen

-    ich kann bellen und knurren

-   ich kann spielen und herumtoben

-    ich kann gaaanz lieb sein und schmusen

-   ich kann Billy im Treppenhaus und im Garten verfolgen und ihn zwacken

-   ich kann die Katzen Paul, Bruno und Fatima im Haus jagen und verbellen

-   ich kann mich mit Erfolg weigern, mein Regenmäntelchen anzuziehen 

-   ich kann Riesenportionen Futter und Leckerlis auffressen

-   ich kann unterwegs alle Hunde dumm ankläffen und auf Frauchens Arm herumpöbeln

-   ich kann mich ohne Leine orientieren

-   ich kann im ganzen Haus herumlaufen, treppauf, treppab

-   ich kann fliegen (wenn mich Frauchen hochwirft)

-   ich kann klettern

 

Ja, wieso bin ich eigentlich behindert? Na gut, etwas kann ich nicht, ich kann nicht sehen.

 

Als ich damals in Ungarn geboren wurde und begann meine Welt zu erkunden, habe ich mich darüber gewundert, wieso meine Geschwister so gut zurechtkamen und nie irgendwo vorliefen.

 

Bald fanden sich liebe Menschen, die mich adoptierten, gerade weil ich ein bisschen anderes bin. Da ich so niedlich war (bin ich immer noch), haben sie alles bei mir durchgehen lassen. Mir hat das gefallen, schnell hatte ich raus, wie ich meine zwei Menschen auf Trab halten konnte. Meine zweiten Beißerchen erwiesen sich nach kurzem Training als recht wirkungsvoll und ließen mich eine Vormachtstellung im Haus einnehmen.

 

Ich hatte alles bestens unter Kontrolle. Weil rechts und links unseres Hauses zwei große Hunde wohnten, trauten sich meine Menschen nicht zusammen mit mir auf die Straße. Schließlich sagte ich den beiden Riesen schon bei unserem ersten Zusammentreffen, was ich von ihnen halte (wusste ja nicht, wie lang, hoch und breit die waren).  Also brauchte ich nicht viel zu laufen. Versuche, mich zu kämmen, erstickte ich im Keim. Meine Augen zu säubern oder die Ohren zu reinigen traute sich niemand, nicht einmal der Sohn von meinem damaligen Frauchen, der Tierarzt war. Also hatte ich  1 ¾ Jahre, in denen ich der *King* war.

 

Eines Tages merkte ich die bedrückte Stimmung im Haus. Irgendetwas stimmte nicht. Mein Frauchen weinte viel und Herrchen war auch nicht mehr der alte. Beiden ging es gesundheitlich nicht besonders, das hatte ich schon mitgekriegt. Es wurde darüber gesprochen, mich einschläfern zu lassen (weiß bis heute nicht, was das ist). Irgendwelche Verwandte und Bekannte wurden gefragt, ob sie mich nicht haben wollten (wie kamen die eigentlich dazu, ohne meine Zustimmung?). Nicht, dass ich mit einem Umzug nicht einverstanden gewesen wäre, aber merkwürdig war das schon, es wollte mich nämlich niemand.

 

Der Sohn von meinen Menschen, eben der Tierarzt, fragte dann die Organisation „Franz von Assisi – Ungarn – Tiere in Not e.V“., ob sie mich nicht übernehmen kann. In  den letzten Jahren war es ihm gelungen, über diesen Verein auch andere Hunde zu retten, die er eigentlich töten sollte. Die sagten zu und so  wurde ich ein paar Tage später einer Dame vorgestellt, die ein Tierheim in Ungarn leitete. Ich musste jedoch nicht in das Tierheim, sondern durfte bei ihr zu Hause, bei ihren sieben Hunden, auf meine große Reise nach Deutschland warten.

 

Natürlich war ich sehr traurig, in der unbekannten Umgebung, verlassen von meinen Menschen, die beim Abschied sehr geweint haben. Um mich herum wuselten 7 Hunde, vor denen ich Angst hatte. Alles war fremd und ich fand mich gar nicht zurecht.

 

Nach zwei Tagen wurden ich und mein Körbchen, das ich von Zuhause mitnehmen durfte, in ein Auto gesetzt. Es war alles so unheimlich, also habe ich mich die ganze Fahrt über still und lieb verhalten und das Körbchen nicht verlassen. Doch, einmal, denn ich musste mal ganz dringend raus und mich ein bisschen erleichtern. Die Fahrt schien endlos zu dauern. Ich vergaß zu erwähnen, mit mir fuhren noch einige andere Hunde, die aber vor mir ausstiegen. Ihrem Gebell nach waren auch sie sehr aufgeregt. Endlich schienen wir an unserem Ziel angekommen zu sein. Die Frau, die mich mitgenommen und während der Fahrt betreut hatte, übergab mich am Ziel ihrem Sohn, der mich für eine Nacht unterbringen sollte. So wie ich es verstanden hatte, gab es schon jemanden, der mich am nächsten Morgen bei sich aufnehmen wollte.

 

Die Nacht überstand ich völlig erschöpft und todmüde. Am nächsten Morgen fand eine erneute Übergabe meiner Person zurück an meine Reisebegleiterin statt. Da saß ich nun wieder in dem mir bereits vertrauten Auto. Was gar nicht schön war, ich musste sogar eine Weile alleine bleiben, bis endlich jemand kam und mich abholte.

 

Der Jemand war mein jetziges Frauchen. Aber, oh Schreck, ich vernahm nicht nur ihre Stimme, sondern da kläffte und bellte es ohne Punkt und Komma. Mein Gott war ich aufgeregt. Vor lauter Angst habe ich heftig gezittert und mich ganz klein gemacht. Dann umschlossen zwei Hände meinen Brustkorb und hievten mich aus dem Korb. Sofort wurde ich gestreichelt, liebkost und dann dem kläffenden Ungeheuer vor die Nase gehalten. Was der da so von sich gab, möchte ich hier lieber nicht wiedergeben.

 

Mein Körbchen, mein ganzes Hab und Gut, wurde von einem Auto ins andere verladen, ich hineingesetzt, und unter lautem Gebell, das Janosch, der mein Freund wurde, immer von sich gab, so lang er lebte, sobald er angeschnallt im Auto auf dem Beifahrersitz saß, fuhren wir los. Ich ahnte ja nicht, was da noch auf mich zukommen sollte.

 

Das Auto hielt und Frauchen erzählte etwas, was ich aber, der deutschen Sprache noch nicht mächtig, nicht verstand. Dieser endlos laut schwätzende Hund wurde hinausgelassen und im nächsten Augenblick wurde auch ich aus dem Auto gehoben und ins Haus, aus dem nun noch mehr Gebell drang, hineingetragen. Ach Du mein Schreck, da waren noch zwei von der lauten Sorte. Alles sprang um Frauchen herum und gab freudige Laute, gepaart mit ein paar Mißtönen, wohl mich betreffend, von sich.

 

Frauchen sprach mit den anderen und der Lärm ließ nach. Ich fing gerade an, mich wohl auf seinem Arm zu fühlen, da bückte es sich und setzte mich auf den Boden. Huch, was soll das, dachte ich und fing gleich an, die anderen zu beschimpfen; schließlich ist Angriff die beste Verteidigung. Trotz meiner Blindheit bemerkte ich sehr wohl, dass sich alles um mich herum bewegte. Junge, denen habe ich es aber gegeben.

 

Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, wurden mir die anderen vorgestellt. Da war Wanda, die alte Hundedame, die ein „Schnudel“ war. Zuerst wusste ich auch nicht, was ein Schnudel ist ... - Also, ein Schnudel ist eine Mischung aus Schnauzer und Pudel. Wanda war ganz nett und roch sehr gut. Leider verließ uns Wanda im Juni 2001 für immer.

 

Dann war da noch Billy, ein Collie-Mix. Der gute, alte Billy-Boy. So lange er lebte, hatte ich ihn völlig unter meiner Kontrolle und er tanzte nach meiner Pfeife, andernfalls gab es was an die Haxen. Billy bekam einen Herztumor und starb im November 2003.

 

Von Janosch, den ich ja bereits kennengelernt hatte, erfuhr ich, dass er ein Tibeter ist und neben Frauchen (und manchmal auch Herrchen) der Boss im Haus sei. Janosch starb im Mai 2002 und Frauchen wurde krank vor Trauer.

 

Ja und dann ... Was war das? Ich traute meinen Ohren nicht. Das mussten doch ..., ja es waren Katzen. Vier Stück an der Zahl. Wow!!! Ich liiiiebe Katzen, vor allem, wenn ich sie jagen und zwacken kann. Die Katzen habe ich verfolgt, sobald sich eine näherte. Ein prima Spaß, denn die haben mir umgekehrt nichts getan. Bis heute geht das so, allerdings bin ich nicht mehr so ausdauernd. Was ich nicht dulde ist, dass sich Fatima oder Bruno auf Herrchens oder Frauchens Schoß setzen.

 

 

Heute leben nur noch Bruno und Fatima. Tiger Moritz starb im Jahr 2001 und Tiger Paulchen folgte ihm 2003.

 

Im Laufe des Nachmittags und Abends wurde ich mehrfach die Treppe hinuntergetragen und nach draußen gebracht. Es hieß, ich müsse im Garten Pipi machen. Aber was war Pipi? Man führte mich an der Leine, die an meinem Hals irgendwie befestigt war. Dieser Ort, der Garten genannt wurde, schien mir recht sympathisch zu sein, da überall Bäume und Sträucher in der Gegend herumstanden und sich der Boden unter meinen Pfoten recht weich anfühlte.

Dennoch war ich ziemlich orientierungslos im Haus sowie im Garten und drehte mich ständig im Kreis. Wie ich später erfuhr, machte man sich darüber große Sorgen, denn es gibt einen Wurm, der das Gehirn eines Hundes befallen kann und das führt zu eben solchen Verhaltensweisen.

 

Noch am gleichen Tag wurde ich von meinem Halsband befreit und erhielt ein Geschirr. Das ist so ein Ding, das einem über den Kopf gestülpt und unter den Beinen durchgeführt wird.

 

An manchen Tagen mochte ich es nicht, dieses Ding übergestreift zu bekommen und sagte dies auch klar und deutlich (krrrrrr). Mittlerweile wurde das Anziehen meines Geschirrs zur Selbstverständlichkeit. Selbst das Bekleiden mit einem warmen Mantel im Winter dulde ich zwischenzeitlich, weil es schön ist, lecker warm eingemummt spazieren zu gehen.

 

Den Morgen nach meiner Ankunft bekam ich dieses Geschirr das erste Mal angezogen. Ich nehme an, die anderen mussten sich der gleichen Prozedur aussetzen, denn sie machten viel Lärm dabei. Es herrschte überhaupt eine Bombenstimmung, irgendetwas Spannendes schien auf uns zu warten. Als das Bellen, Quietschen und Herumgetrampel seinen Höhepunkt erreichte, wurde ich auf den Arm genommen und die Treppe hinuntergetragen.

 

Wie ich bemerkte, gingen wir alle zusammen zum Auto, mit dem ich den Tag zuvor hier angekommen war. Im Auto erwartete mich eine Überraschung. Eigens für mich war ein schöner Platz (Frauchen nennt ihn Klappbox) mit einer weichen Decke hergerichtet worden. Dort hinein wurde ich gesetzt. Tatsächlich fühlte ich mich auch gleich wohl. Neben mir saßen Billy und Wanda, die wohl etwas konsterniert zu mir herüberschnüffelten. Na ja, ich kann sie verstehen, schließlich nahm ich ihnen mit meiner Box ein gutes Stück Platz weg. Janosch saß natürlich wieder laut grölend auf dem Beifahrersitz und schrie immer fort „juhuuu, juhuuu, es geht los, es geht los“. Ja, was ging denn eigentlich los?

 

Schätzungsweise fünf Minuten ging die Fahrt, dann stoppte Frauchen den Wagen, sprang heraus, ließ mich mit dieser röhrenden Meute alleine im Auto sitzen und machte sich irgendwo am hinteren Teil des Autos zu schaffen. Wie mir später erklärt wurde, holte es ein Gefährt für Wanda aus dem Kofferraum. Dabei handelte es sich um ein altes Kinderwagengestell, in das eine Obstkiste (ähnlich wie meine Box) geschoben wurde, in der Wanda Platz nehmen konnte, wenn ihre Kräfte nachließen. Wanda war nämlich nicht nur ein älteres Mädchen, sondern auch noch herz-, nieren- und arthrosekrank. Den "Hundewagen" gibt es auch heute noch und hin und wieder wird er benutzt.

 

Als nächstes wurde ich aus meiner Box herausgehoben und die anderen durften ebenfalls ihre Plätze verlassen, was sie natürlich mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Lautstärke taten. Ja, und dann setzte mich Frauchen tatsächlich auf den Boden, damit ich laufen sollte. He, bisher brauchte ich das doch auch nicht. Es wurde wirklich von mir verlangt, meine Pfoten zu gebrauchen. Ich gab mir alle Mühe schnurstracks hinter Frauchen herzulaufen und siehe da, es klappte doch ganz ordentlich.

 

Nach unserem ersten gemeinsamen Gassigehen war ich todmüde und bin zu Haus sofort fest eingeschlafen. Darüber waren wohl alle sehr froh, denn mein ständiges Bellen und im Kreis herumlaufen war doch für die anderen sehr nervig. Da ich jedoch noch sehr jung war, habe ich mich schnell erholt und meine Beschimpfungen gegen die anderen Hunde und mein Herumgelaufe wieder aufgenommen.

 

Den Morgen darauf begann der Tag erneut mit unserem gemeinsamen Gassigehen. Nun wusste ich ja schon so ein bisschen Bescheid und war bester Dinge. Die Nacht hatte ich gut geschlafen, neben Frauchens Luftmatratze, die es eigens für die erste Nacht mit mir, aufblasen ließ, und daher war ich putzmunter und abenteuerbereit. Aber, was war das? Es raschelte bei jedem Schritt, denn überall lag etwas unter meinen Pfoten. Nee, hab‘ ich mir gedacht, das mache ich nicht mit. Also bremste ich Frauchen aus. Den anderen schien das Geraschel nichts auszumachen und auch Herrchen, der urlaubte, wie ich erfuhr, nahm dieses Geräusch hin und meinte zu Frauchen, die mich selbstverständlich, wie von mir nicht anders erwartet, sofort auf den Arm nahm „das muss der Kleine lernen“.

Dieser Ausflug war für alle nicht so erfolgreich wie der erste, da ich mich den größten Teil des Weges weigerte zu laufen. Mit Frauchen hatte ich da wohl einen brauchbaren Träger gefunden, der mir stets zu Willen war. Durch die vielen neue Eindrücke, die ich an unserem zweiten gemeinsamen Tag gewann, schlief ich die nächste Nacht, wieder neben Frauchens Luftmatratze, aber auch auf der Matratze in Frauchens Arm, bis zum Morgen durch und sah die Welt schon etwas gelassener.

 

An meinem dritten Tag, draußen in der Natur, habe ich mir nichts mehr aus herumliegenden Blättern gemacht. Es klappte recht gut mit dem Vorwärtskommen auf meinen vier Pfoten. Da ich das Laufen nicht gewohnt war, durfte ich natürlich oft auf Frauchens Arm. Manchmal hat mich auch Herrchen getragen, der ist allerdings nicht so willig und manipulierbar wie Frauchen. Doch auch das änderte sich im Laufe der Jahre.

 

Nach einer Woche fing ich an, mich an die anderen zu gewöhnen und habe sie dann nicht mehr angebellt. Alle waren darüber sehr erfreut. Auch hörte ich auf im Kreis zu laufen. Jetzt konnte ich mich schon recht gut in der Wohnung fortbewegen. Jedoch setzte mich Frauchen sehr gerne auf die Couch, damit mir keiner zu Nahe trat und ich nicht einem der anderen Hunde unter die Pfoten geriet. Sie schien da große Ängste zu haben und manchmal war ich ihr sehr dankbar für die Fürsorge. Nur, wie sollte ich zum Beispiel an den Wassernapf kommen, wenn ich auf der Couch saß und mich keiner hinunterließ. Das bemerkte es auch recht bald und ich durfte mich, wie die anderen, auf dem Boden bewegen. Irgendwann besorgte Frauchen einen dicken Sack (das Ding ist ein Kindersack, auf dem diese sitzen können) und legte ihn vor mein Lieblingssofa. Jetzt springe ich auf diesen mit Styroporkügelchen gefüllten Beutelsitz und bin im Nu oben oder umgekehrt wieder unten. Außerdem lässt sich das Ding wunderbar zum Schlafen und Dösen nutzen.

 

Nachdem Herrchen wieder zur Arbeit musste, war es eine Sternstunde des Tages, wenn er nach Hause kam. Da ging die Post ab. Alles sprang dann wild um mich herum und Frauchen schien immer einem Nervenzusammenbruch nahe, wenn es mich nicht rechtzeitig aus der Gefahrenzone retten konnte. Frauchen lernte es in der Zwischenzeit, mich nicht wie ein rohes Ei zu behandeln. Außerdem arbeitet Herrchen seit November 2006 nicht mehr und geht im kommenden Jahr in den Frühruhestand. Herrlich, denn es wurde irgendwann zu meinem "Papa" ernannt und ist mir heute geradezu hörig.

 

Ganz schrecklich war es, wenn Frauchen zur Bürste griff um mich zu kämmen. Nein, was haben wir zwei deswegen Streit gehabt. Nach Frauchens Meinung sah ich einfach furchtbar aus, denn mein Fell war teilweise so verfilzt, dass es mich nur noch „alte Filzlaus“ nannte. Als es mir zum ersten Mal mit einer Schere ans Fell rückte, war der Teufel los. Ich habe geschrieen und ein riesiges Theater veranstaltet. Nun ist das immer sehr lustig, wenn mir die Haare gestutzt werden. Dabei albern wir  ganz lange herum und pöapö schneiden sich meine Haare fast wie von selbst. Das schöne ist, wenn mein Fell kurz ist, ziept es beim Kämmern nicht so. Außerdem haben wir eine phantastische Bürste entdeckt, bei der mir das Gekämmtwerden fast schon Spaß macht. Und weil ich täglich gebürstet werde, sehe ich heute wirklich manierlich aus, sagt Frauchen.

 

Manchmal müssen wir zum Tierarzt. Das ist immer sehr aufregend, und ich gehe dort nicht gerne hin. Es schien mir eine lange Zeit so, als ob man mich dort nicht gerade mit offenen Armen empfing. So musste ich immer wieder Sätze wie „Was denn, der Pici doch wohl nicht!“ oder „ Der Pici soll behandelt werden, nee, aber nicht von mir!“ hören. Bei meinem ersten Besuch beim Tierarzt erhielt ich gleich den Spitznamen „Piranha“. Frauchen hat mir erklärt, was ein Piranha ist, nämlich ein Fisch, der massig viele Zähne hat und ausgesprochen beißfreudig ist. So ein Quatsch, bin ich ein Fisch?

 

In der Zwischenzeit lasse ich die Prozedur beim Tierarzt relativ gelassen über mich ergehen. In der früheren Tierklinik, zu der Frauchen mit mir bis zu unserem Umzug im April 2007 ging, wussten neue Mitarbeiter in der Tierklinik nicht, was für ein Teufel ich war, aber die aus meiner "Piranha"-Zeit erinnerten sich noch gerne und meinten dann "Och, der Pici ist doch so harmlos geworden".

 

Da ich in meinem ungarischen Zuhause nicht viel laufen musste, wollte ich es hier ebenfalls nicht tun, schließlich war ich es nicht gewohnt. Eine Freundin von Frauchen schenkte uns einen wundervollen Beutel, den sich Frauchen vor den Bauch schnallt und in dem ich dann spazierengetragen werden kann. Das ist eine super Sache. Im ersten Sommer, als Wanda im Kinderwagen saß, befestigte Frauchen den Beutel manchmal an den Kinderwagen und setzte mich hinein. Es glaubte, ich würde das nicht bemerken, habe ich aber doch. Ihm Zuliebe sagte ich dazu meistens nichts und genoss das Geschobenwerden sogar.

Mittlerweile wurde ich ein guter Läufer, lasse mich aber immer noch gerne tragen, obwohl es andererseits herrlich ist, überall auf den Wegen herumzustöbern und zu schnüffeln. Wird es mal besonders nass oder matschig, hebt mich Frauchen hoch oder trägt mich  ein Stückchen. Und ich darf manchmal sogar ganz ohne Leine gehen, wenn der Weg schön breit ist und ich nicht Gefahr laufe, irgendwo gegenzustoßen oder zu stolpern. Und das kam so: Nachdem ich drei Monate immer an der Leine schnurstracks hinter Frauchen hergelaufen bin, wollte ich irgendwann einmal, als ich feststellte, dass wir uns auf einer Wiese befanden, der Spur eines Kaninchens folgen. Das hat Frauchen dazu bewogen, mich von der Leine zu lassen. Kaum bemerkte ich meine Freiheit, suchte ich den Boden nach Hasenkütteln ab. Frauchen war begeistert. Eine Zeitlang später habe ich gelernt, statt hinter Frauchen herzulaufen, neben ihm zu gehen.

 

 

Im alten Haus und Garten kannte ich mich bestens aus, was auch für unserer neues Haus, einem Bungalow mit Garten, gilt. Die Treppen im verkauften Haus habe ich gelernt hoch und runter zu laufen, als Wanda einmal krank war und getragen werden musste. Frauchen ist wohl zu faul gewesen, erst Wanda und dann mich hinunterzutragen, also nahm es Wanda, die nicht ganz leicht war, hoch und grapschte nach mir, was doch recht unangenehm war. Also entschied ich mich dafür eigenständig zu laufen. Daher konnte ich selbst entscheiden, ob ich unten in der Wohnung sein wollte oder oben im Büro in meiner „Bürokiste“. Leider wurde die Kiste von Leon ziemlich ramponiert und deshalb bekam ich zuerst eine neue Kiste. Da schmiss mich Leon jedoch regelmäßig raus, deswegen gibt es nun eine zweite Bürokiste. Wenn wir Hunde alle gemeinsam zusammen mit Frauchen in den Garten gingen, bereitete es mir viel Freude, Billy in die Haxen zu beißen. Das gelang mir hin und wieder, wenn Frauchen nicht zur Stelle war, um  Billy in Schutz zu nehmen, und ich zwangsläufig von meinem Vorhaben Abstand nehmen musste. Dass ich dafür mal eins auf die Rübe bekam, machte mir nichts aus, dafür war die Gaudi viel zu groß. Billy war nämlich so ein langer Lulatsch mit endlos Beinen, und er hatte einen unbeschreiblichen Respekt vor mir und wehrte sich nie.

 

Im Winter 2000,  am zweiten Weihnachtstag, kam Cosima, eine Pekinesen-Hündin, zu uns. Ich traute meinen Ohren und meiner Nase nicht, als ich Cosimas Anwesenheit vernahm. Natürlich habe ich unverblümt gesagt, was ich von diesem Besuch halte, der dann kein Besuch blieb und hier als fünfter Hund einzog. So ca. eine Woche zürnte ich, nur es hat sich niemand darum gekümmert. Es war zum Heulen, diese Schniefnase wollte im Auto unbedingt in meiner Kiste sitzen. Zum Glück hat Frauchen sie aber immer wieder herausgenommen und in das Heck des Autos gesetzt. Selbst nachdem Frauchen sie fesselte, damit sie ihre Kiste nicht verlassen konnte, befreite Cosima sich ganz einfach aus ihrem Geschirr und saß wieder bei mir. Nach einiger Zeit haben Frauchen und ich aufgegeben. Es wurde dann noch ganz kuschelig mit der Maus, und ich gebe zu, es war recht nett, zu zweit in der Box zu sitzen.

 

Nachdem sich Cosima durchsetzte und ich mir die Box mit ihr teilen  musste, stellte sie fest, dass der ihr ursprünglich angedachte Platz doch ganz wundervoll sei und klettert nun während der Fahrt immer dort hin, um zusammen mit den anderen zu randalieren. Irgendwann musste ich zugeben, Cosi ist wirklich ganz nett und in der Höhe sogar kleiner als ich.

 

Bis zu Cosimas Tod im Jahr 2003, fast auf den Tag genau ein Jahr später als Billy, saß ich mit ihr gemeinsam in einer Kiste auf dem Rücksitz und Lissy, die im Juni 2002 zu uns kam, saß immer neben uns.

 

Zu Cosima gibt es eine etwas merkwürdige Geschichte. Sie war für zwei Wochen auf einer Pflegestelle ganz in unserer Nähe untergebracht. Frauchen musste sie dort rausholen, weil man Cosi unterstellte, sie würde aus lauter Gemeinheit Häufchen in die Wohnung legen. Man behauptete sogar, sie würde bereits am Abend, beim letzten Spaziergang, ihr Häufchen bewusst zurückhalten (sozusagen die Popobacken zusammenklemmen), damit sie es am frühen Morgen aus lauter Bosheit und Trotz in die Wohnung legen konnte. Boh, was war Frauchen wütend, als es diese blödsinnige Unterstellung hörte und zudem eine bei ihrer Ankunft in Deutschland durchaus gesunde Hündin schwer erkrankt zurückbekam.

 

Ja, was soll ich sagen, mit diesem Zugang füllte sich unser Haus. War ich anfangs doch sehr skeptisch, was den Neuzugang anging, so gewöhnte ich mich schnell an die süße „Schlaftablette“, wie Frauchen zu ihr sagte.

 

Heiligabend 2001 kam Ricky, ein Uralt-Pudel, zu uns. Er sollte zu diesem Zeitpunkt schon auf der "Regenbogenbrücke" (das soll ein Hundehimmel sein, in den einige Menschen gerne nachreisen möchten, wenn ihre Zeit gekommen ist) weilen. Denn sein ehemaliges Frauchen wollte ihn einfach nicht mehr haben und so sollte er sterben. Frauchen und Herrchen sagten, zum Glück wäre er gerettet worden. Dennoch habe ich so meine Bedenken bei jedem Weihnachtsfest, ob es nicht wieder eine "Weihnachtsüberraschung" gibt ... - und ich behielt damit auch recht.

 

Ricky gewöhnte sich bei uns ganz schnell ein und wurde ein fröhlicher Oldie, der mich manchmal nervte, weil er ebenso wie ich, ständig hinter Frauchen her war. Konnte er anfangs nur kurze Spaziergänge mit uns durchhalten, so änderte sich das zusehends und er lief gut mit. Außerdem fuhr er hin und wieder im ehemaligen Wagen von Wanda. Er verließ uns im gleichen Monat des Jahres 2003, in dem Billy starb.

 

Sehr traurig war ich über das plötzliche Verschwinden von Janosch im Mai 2002. Frauchen und Herrchen sagen, er sei im Hundehimmel und dort ginge es ihm wieder gut, denn Janosch war sehr krank und musste erlöst werden. Ich habe ihn, der mein Freund geworden war, im Sommer beim abendlichen Herumstreichen in unserem Garten, vermisst. Außerdem war Frauchen untröstlich über diesen Verlust und wurde krank. Es hat lange gedauert, bis es wieder fröhlich und halbwegs das alte wurde. Eigentlich erst so richtig, als Leon im Februar 2003 zu uns kam. Scherzeshalber sagt Frauchen, Janosch habe ihm den Leon geschickt und ich bin schon manchmal ein wenig eifersüchtig auf ihn.

 

 

Anfang Juni 2002, kurz nach Janosch's Tod, kam Lissy, ein ehemaliger Kettenhund aus Ungarn zu uns. Viel später haben wir erfahren, dass Lissy ein Flutkatastrophenopfer war. Als sie gerettet wurde, stand sie angekettet bis zum Hals im eiskalten Wasser auf ihrer Hütte (zum Glück besaß sie überhaupt eine). Es hätte nicht viel gefehlt und Lissy wäre ertrunken. Ihre Leute ließen sie einfach zurück, obwohl ihr Tod damit besiegelt schien. Eine schwere Lungenentzündung musste erst auskuriert werden, bevor "unsere Dicke" (sagt Frauchen immer, obwohl Lissy  mittlerweile sehr schlank geworden ist) nach Deutschland reisen durfte. Sie scheint recht groß zu sein, bestimmt so groß wie Billy war. Ich würde es aber nicht wagen, sie in die Pfoten oder Beine zu beißen. Ganz aus Versehen, weil ich dachte, es wäre Billy, habe ich es einmal getan. Puh, hat die mich angeblafft.  Kaum war Lissy bei uns, stellte sich heraus, dass sie ein schweres Rückenleiden und Arthrose im Knie hat und ruckzuck  ruinierte sie ihr ramponiertes Knie noch zusätzlich mit einem Kreuzbandriss und musste operiert werden. Das Getue um sie, nämlich tagein tagaus die Treppe hinunter und hinauf getragen zu werden, ging mir tierisch auf den Geist und so war ich sehr froh, als Lissy alsbald wieder auf die Pfoten kam.  Denn dieses Privileg, getragen zu werden, nehme ich ausschließlich für mich in Anspruch, wenn man mal davon absieht, dass Ricky die Treppe immer hinauf getragen werden musste, weil er auch schon einen Kreuzbandriss erlitten hatte. Das war aber in seinem Leben vor uns. Jedenfalls hüpft Lissy heute mit ihrem einstigen wehen Bein prima durch Wald und Wiese.

 

Überhaupt veränderte sich Lissy im Laufe der Zeit sehr zu ihrem Vorteil oder unserem, denn mittlerweile ist sie uns Kleinen gegenüber ausgesprochen gnädig gestimmt. Auch Herrchen und Frauchen sind einstimmig der Meinung, Lissy habe sich ausgesprochen positiv entwickelt. So darf sie bei unseren Spaziergängen grundsätzlich frei laufen, weil sie sich anderen Hunden gegenüber fast immer freundlich verhält oder sie erst gar nicht beachtet. Frauchen meint sogar, Lissy würde allein durch ihr Aussehen Schutz für uns und es darstellen.

 

Nach Lissy stieß am 1. Februar 2003 der Pekinese Leon (damals ca. 2 Jahre) zu uns. Schon wieder einer, mit dem ich mein Frauchen teilen muss, dachte ich. Leon ist fast blind, er kann aber wohl noch hell und dunkel unterscheiden. Waren die Spaziergänge gemeinsam mit Leon anfangs recht turbulent, weil auch er, so wie ich, an der Leine geführt werden musste, klappt es heute bestens. Klar, Leon war natürlich überhaupt nicht erzogen, als er hier einzog und hatte nur dummes Zeug im Kopf, wenn wir unterwegs waren. Er zerrte an der Leine und biss ständig hinein, lief Frauchen in die Füße, so dass es mehrmals hinfiel oder mich über den Haufen. Auch die anderen beschwerten sich anfangs, allen voran Lissy. Frauchen meinte jedoch, Leon würde das schon alles lernen, ruhiger und gehorsamer werden. Ja, wer hätte das gedacht, Frauchen behielt recht, denn Leon ging in die Hundeschule und schaffte sogar die Prüfung. Leon bewegt sich heute bei unseren Spaziergängen meist ohne Leine und hört auf Frauchens Kommandos.

 

Ich mag den Leon wahnsinnig gerne und knuddel ständig an ihm rum. Nach Janosch wurde er mir ein guter Freund. Manchmal versucht er im Haus oder Garten mit mir zu spielen und rennt mich grundsätzlich um oder schubst mich. Das mag ich aber gar nicht und versuche ihm möglichst auszuweichen. Frauchen meint ja immer, ich solle mich nicht so anstellen, denn Leon würde mir nichts tun, er sei nur so ungestüm.

 

Leon schreibt täglich ein Tagebuch, was er über den Tag erlebt und gibt hin und wieder diverse Weisheiten von sich. Er berichtet auch alles über die Hundeschule und was er davon hält ....

 

Weihnachten 2004

 

Wieder bekamen wir als Überraschung zu Weihnachten Familienzuwachs; innerhalb von vier Jahren das 3. Mal. "Micki" kam aus Berlin und zog am 26. Dezember zusammen mit ihrem Körbchen ein. Diesmal machte ich mir keine große Mühe sauer zu sein, denn ich weiß mittlerweile, das bringt sowieso nichts. Außerdem ist Micki eine wirklich nette alte Malteser-Dame von 14 Jahren. Das Frauchen von Micki musste ins Pflegeheim und die Familie konnte Micki nicht aufnehmen. Micki hat einen Fable für mich und versucht hin und wieder mir nahe zu treten, was ich aber nicht mag. Micki passt gut zu uns, denn sie ist taub, damit wären wir eigentlich vollständig gewesen "blind, taub und lahm", aber das Schicksal oder besser Herrchen und Frauchen wollten es anders ...

 

 

12. März 2005

 

... zwei Tage vor Frauchens Wiegenfest kam das Geburtstagsgeschenk "Molly" aus Sardinien eingeflogen. Molly oder auch Molina genannt sollte eine ca. 6 Jahre alte Pekinesen-Mix-Hündin sein und entpuppte sich als Chihuahua-Mix. Herrchen und Frauchen verließen uns nachmittags um zum Flughafen zu fahren und kamen abends mit dieser winzigen Überraschung zurück, die tatsächlich noch kleiner als ich ist. Zur Begrüßung wurden wir alle in den Garten gebracht, wo Molly noch in ihrer Transportbox mit geöffneter Türe saß. Auch diesmal ersparte ich mir jegliches Gemeckere und gönnte Frauchen sein  Geschenk. Molly hat nur ein entwickeltes Auge, was trüb und fast blind ist und ist gehbehindert, was sie nicht besonders beeinträchtigt. Leon und Molly geben ein nettes Pärchen ab und kuscheln, spielen und zanken miteinander.

 

20. August 2005

 

"Vivo", ebenfalls aus Sardinien, sollte für eine Woche in Pflege zu uns kommen, um dann auf die ursprünglich vorgesehene Pflegestelle gebracht zu werden, die ihn vermittelt. Herrchen und Frauchen nahmen Molly mit zum Flughafen nach Düsseldorf, um Vivo abzuholen. Nach ihrer Rückkehr holten sie Lissy, Leon, Micki und mich in den Garten, um unseren Pflegling zu begrüßen. Natürlich musste ich ihm ein paar Brocken Unflätigkeiten an den Kopf werfen, gab meinen Protest jedoch gleich auf, denn er sollte ja nur kurz bleiben.

 

 

Ich hätte es besser wissen müssen, kenne ich doch Frauchen in- und auswendig ... - denn es behielt Vivo natürlich.  Leider gehörte Vivo nur drei kurze Monate zu unserem Rudel, denn, wie sich bald herausstellte, war Vivo sehr krank und musste im November 2005 erlöst werden.

 

April 2006

 

Am 4. April fuhren Herrchen und Frauchen mit Lissy zum Tierarzt ... - danach kamen die Beiden sehr traurig nach Hause. Lissy muss unter großen Schmerzen gelitten haben, denn sie litt unter Spondylose und hatte schwere HD. Die Schmerzmittel sollen nicht mehr geholfen haben und deshalb musste Lissy erlöst werden.

 

Für Micki wurde am 12. April in der Tierklinik ein Termin zur Zahnsanierung anberaumt ... - es kam nicht mehr dazu, denn auch Micki ging es zu schlecht, und ein Weiterleben hätte eine Qual für sie dargestellt, deshalb entschied sich Frauchen schweren Herzens, auch Micki einschläfern zu lassen.

 

Nun sind wir nur noch zu Dritt, was Frauchen viel zu wenig ist, es hält schon Ausschau nach einem pflegebedürftigen Zwerg ....

 

Mai 2006

 

Und Frauchen ist fündig geworden .... Am 30. April kam Lupy aus Spanien zu uns. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, weil er sich Hals über Kopf in Leon verliebte, leben wir heute alle Vier zufrieden miteinander. Wir sind nun wieder ein richtiges kleines Rudel, was es faustdick hinter den Ohren hat, wie Frauchen sagt.

 

 

Es ist schön bei Herrchen und Frauchen zu leben. Eigentlich kann ich mich kaum noch an meine Zeit in Ungarn erinnern, ist es doch schon über sechs Jahre her, dass ich hier mein neues Zuhause gefunden habe. Hat mich früher Frauchen von morgens bis abends betüddelt, so macht das seit ein paar Monaten Herrchen, da er nun nicht mehr zur Arbeit muss. Ich liebe Frauchen deswegen nicht weniger, nur eigentlich war ich schon immer ein "Herrchen-Hund". Außerdem ist es noch schöner, beide auf Trab zu halten und doppelte Liebe zu bekommen.

 

 

März 2007

 

Weil ich vermehrt hustete, ließen Herrchen und Frauchen mich untersuchen. Leider stellte sich heraus, dass ich einen Lungentumor hatte. Am 1. März brachten mich Herrchen und Frauchen nach Hofheim am Taunus in eine Tierklinik, die sich auf solche OPs spezialisiert hat. Es sollte zuerst unter Narkose ein CT von meiner Lunge gemacht und danach entschieden werden, ob ich operiert werde. Vorher wurden Herrchen und Frauchen über die Risiken meiner Operation informiert und darüber, dass es sehr schlecht um meine Gesundheit und mein Leben bestellt sei. Ich hatte entsetzliche Angst und ich spürte auch die Angst und Traurigkeit von Herrchen und Frauchen.

 

Was dann mit mir geschah, erfuhr ich erst, als ich nach drei Tagen wieder zu Hause war, denn ich musste in der Tierklinik alleine zurück bleiben. Es war entsetzlich ohne Herrchen und Frauchen und mir ging es nicht besonders gut. Gefressen habe ich nichts und irgendwann war auch meine Geduld mit den Ärzten und Tierpflegern am Ende, was zu einem Anruf bei Herrchen und Frauchen führte, wobei man meinte, ich sei nicht mehr sehr kooperativ und man solle mich bitte abholen ....

 

Wenn Herrchen und Frauchen dachten, ich würde mich riesig freuen, wenn sie mich endlich aus dieser Klinik abholten, hatten sie sich geschnitten. Ich war nicht in bester Laune und lieferte mir im Beisein von Herrchen und Frauchen noch ein Gefecht mit der behandelnden Ärztin. Irgendwie mochte ich nicht verstehen, warum ich alleine gelassen worden bin. Später erfuhr ich, wie ernst es um mich bestellt war. Da der Tumor an einer sehr dummen Stelle auf einem meiner Lungenlappen saß, war die Entfernung des Lungenlappens samt Tumor sehr kompliziert. Herrchen und Frauchen mussten vor der OP sagen, was mit mir passieren sollte, wenn sich während meiner Operation herausstellen sollte, dass ich nicht wieder gesund werden konnte. Schweren Herzens entschlossen sie sich, mich unter diesen Umständen schlafen und über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen.

 

Frauchen erzählte, während das CT von mir angefertigt wurde und es mit Herrchen im Wartezimmer saß, konnte es zwischen den Häusern ins Tal schauen und erblickte einen sich bildenden Regenbogen, der im unteren Teil immer dicker und in den Farben kräftiger wurde, nach oben hin jedoch verschwamm. Es erzählte, zuerst habe es gedacht, wie schön, denn Frauchen liebt Regenbogen, doch dann sei ihm die "Regenbogenbrücke" eingefallen ... - Sollte dies vielleicht ein Zeichen sein, habe es gedacht. Gleichzeitig sei ihm jedoch klar gewesen, ein Zeichen in den Regenbogen zu interpretieren, sei natürlich Blödsinn. Allerdings sagte Frauchen, es habe ein beruhigtes Gefühl gehabt, weil sich der Regenbogen nicht zu einem Bogen schloss. Also habe es gedacht, beim CT von mir stelle man gerade fest, wie schlimm es um mich stehe.

 

Wieder mussten die Beiden warten, nun noch etwas trauriger, wie sie erzählten, denn das CT hatte ich zwar hinter mir, doch es bestand nach Aussage des Tierarztes kaum eine Chance für mein Leben. Plötzlich sei er wieder gekommen, der Regenbogen .... Diesmal begann er größer zu werden und weiter in den Himmel zu reichen. "Oh Gott ..." sagte Frauchen, habe es gedacht. Die Sicht auf das andere Ende des Bogens wurde Frauchen aber durch die Häuser verwehrt, so dass es nicht sehen konnte, ob er auf der anderen Seite endete. Nach einer Weile habe sich der obere Teil aufgelöst, nur der untere sei noch eine Weile stehen geblieben, ganz dick, so wie es einen Regenbogen noch selten gesehen habe. Dann verschwand auch das letzte Stückchen.

 

Kurz danach seien Herrchen und Frauchen zum Tierarzt ins Behandlungszimmer hereingerufen worden, der ihnen sagte, dass ich eine neue Chance bekommen habe und alles gut verlaufen sei.

 

 

2. April 2007

 

Frauchen zog mit Molly, Leon, Snoopy und mir in unser neues Haus in Waldbröl. Ja, wir haben das Haus in Düsseldorf verkauft und wir Fünf sind schon einmal vorab umgezogen. Frauchen wollte ein bisschen Einfluss auf die Anbau- und Renovierungsarbeiten haben, während Herrchen sich in Düsseldorf um den Umzug kümmerte.

 

 

 

 

 Am 27. April zogen unsere Katzen Fatima und Bruno ein und Herrchen schlief die erste Nacht bei uns. Einen Tag später kam der Umzugswagen und am ... -

 

1. Mai 2007

 

... zogen wir offiziell von Amtswegen (Anmeldung: Einwohnermelde- und Hundesteueramt) in das neue Heim ein. Es gefällt mir hier sehr gut, denn es gibt keine Treppen, alles ist ebenerdig und ich kann immer nach draußen auf die Terrasse, an die eine große Katzen-Voliere gebaut wurde. Der Garten außerhalb der Katzen-Voliere ist zwar viel kleiner als der in Düsseldorf, doch er reicht völlig aus, zumal Herrchen schon mal öfters mit mir eine Runde hinter dem Haus am Wald spazieren geht.

 

P.S.:

 

Da  auch meine Menschen über andere behinderte Hunde erzählen möchten, würden wir uns über Erfahrungsberichte mit Bildern sehr freuen. Wenn Ihr Lust habt, schreibt mir eine Email unter 

                                               

*Pici*

 

 

Unser Pici hat uns am 5. November 2007 für immer verlassen ...

Zurück bleibt Trauer und all' unsere Liebe für diesen kleinen Schatz.

 

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